Meister am Brett: WM der "Siedler von Catan"
Leibertingen (dpa) - Vor dem ersten Spiel sind die beiden finnischen Meister ein wenig unruhig. Wie werden sie sich behaupten können unter den Besten der Welt? Der Schiedsrichter erklärt, dass Englisch die Sprache an den Spieltischen ist.
Vorab werden noch ein paar Fragen zu den Regeln geklärt, und dann geht es los. Nach der Vorrunde am Samstag traten am Sonntag auf Burg Wildenstein bei Leibertingen (Baden-Württemberg) die 16 besten im Halbfinale und dann die vier besten Spieler im Finale gegeneinander an. Laut wird es nicht im Raum, eher murmelnd besiedeln die Spieler die fiktive Insel Catan. Dazu tauschen sie Rohstoffe, hoffen auf Schafe, bauen Siedlungen, Städte und Straßen.
Das erst 15 Jahre alte Spiel ist nicht überall auf der Welt dermaßen Kult wie hierzulande. "In Asien sind die "Siedler von Catan" noch kaum bekannt. Ich habe das Spiel vor sechs Jahren in einem Jugendcenter kennengelernt", erklärt Yu Yiu Chung, auch Francis genannt, aus Hongkong. Mit 18 Jahren ist er der jüngste Teilnehmer.
Die meisten der 52 aus 28 Ländern angereisten Catan-Meister sind zwischen 20 und 35 Jahren alt. "Ich mag die friedliche Atmosphäre, die bei Brettspielen herrscht. In Asien wird eher um Geld gespielt", stellt Tan Eu Jin (22) aus Singapur fest. Er ist ein Siedler- Naturtalent. Kaum hatte er von einem Onkel von dem Spiel erfahren, hatte er sich ein paar Monate später bereits für die WM qualifiziert.
Frauen finden sich nicht so viele unter den WM-Anwärtern. Gerade einmal sieben spielen um den Titel. Warum so wenige? Karin Blomgren aus dem norwegischen Bergen meint: "Frauen siedeln natürlich genauso gern wie Männer. Aber sie sind weniger in Clubs organisiert und haben, auch aus familiären Gründen, weniger Zeit und Interesse an Wettbewerben." Peter Jähne, einer der beiden Deutschen am Start, vermutet, dass "Frauen weniger aggressiv spielen und deshalb weniger gut weiterkommen". Stimmt nicht, setzt ihm die Norwegerin entgegen - und gewinnt ihr erstes Vorrundenspiel.
Am Ende macht aber doch ein Mann das Rennen: Der Niederländer Erwin Pauelsen darf sich neuer Weltmeister der "Siedler" nennen. Er gewinnt die Endrunde vor Maris Logins aus Lettland und Mauri Saalberg aus Finnland. Jähne wird Vierter. Für seinen Sieg bekommt Pauelsen einen Goldpokal und eine einwöchige Spielekreuzfahrt.
Ein anderer Sieger steht schon früher fest: Stefan Kretzschmar, ehemaliger Handball-Bundesligist. Der Mann mit den vielen Tattoos trat bei der Catan-WM gegen den Erfinder des Spiels an, Klaus Teuber - allerdings außer Konkurrenz. Tatsächlich führt der Handballer schnell. Er siegt schließlich mit der längsten Handelsstraße. "Das Spiel ist jedes Mal anders. Man braucht Köpfchen, um sich immer wieder eine neue Strategie auszudenken", sagt Kretzschmar, der nach eigenen Worten schon vor 15 Jahren Feuer für das Spiel gefangen hat, als einige Handballer sich lange Busfahrten gern mit Siedeln vertrieben.
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