Mutmaßlicher Schläger im Fall Tugce bleibt in Untersuchungshaft
Im Fall der getöteten Tugce bleibt der mutmaßliche Täter weiter in Untersuchungshaft. Seine Verteidiger zogen ihren Antrag auf Freilassung des 18-Jährigen zurück.
Das Landgericht Darmstadt wollte heute prüfen, ob der 18-Jährige, der den Tod der jungen Frau verursacht haben soll, weiter in Untersuchungshaft bleiben muss. Dem kamen die Verteidiger des Beschuldigten Sanel M. zuvor. Sie zogen bei dem Termin ihren Antrag zurück, wie das Gericht mitteilte. Damit sei eine Entscheidung nicht mehr erforderlich gewesen. Sanel M. bleibe daher in Untersuchungshaft.
Der 18-Jährige sitzt seit der Prügelattacke mit tödlichen Folgen hinter Gittern. Ihm wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen.
Sanel M. soll die Lehramtsstudentin Tugce Mitte November vor einem Schnellrestaurant in Offenbach niedergeschlagen haben. Die junge Frau schlug mit dem Kopf so hart auf dem Boden auf, dass sie ins Koma fiel. Knapp zwei Wochen später, an ihrem 23. Geburtstag, wurden die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet.
Kommt Sanel M. mit einer Bewährungsstrafe davon?
Wann der Prozess vor einer Jugendstrafkammer in Darmstadt beginnt, ist noch unklar. Beobachter rechnen mit April. Die Anklage sei zwar erhoben, müsse aber noch zugelassen werden, sagte ein Sprecher des Landgerichts. Dies werde vermutlich nicht mehr im Februar geschehen. Da Sanel M. als Heranwachsender vor Gericht steht, könnte er dem Deutschen Anwaltverein zufolge womöglich auch mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.
Es wird mit einem großen Interesse an dem Verfahren gerechnet, denn das Schicksal von Tugce hat viele Menschen bewegt. Vor dem Krankenhaus, in dem die hirntote Studentin in Offenbach behandelt wurde, hatten sich immer wieder Freunde, Angehörige und wildfremde Menschen versammelt. Zudem wird Tugce von vielen als Heldin gesehen.
Sanel M. war nach der Prügelattacke gegen Tugce in Untersuchungshaft genommen worden. In dem Wiesbadener Jugendgefängnis ist er selbst angegriffen worden. Er erlitt einen Nasenbeinbruch durch einen Fausthieb.
Anwalt von Tugces Familie: Fluchtgefahr hätte bestanden
Der Anwalt von Tugces Familie, Macit Karaahmetoglu, zeigte sich zufrieden über die weitere U-Haft von Sanel M.. Wäre er freigekommen, hätte Fluchtgefahr bestanden. "Eine Flucht wäre für die Eltern eine Katastrophe gewesen", sagte Karaahmetoglu. "Sie wollen einen schnellen juristischen Abschluss dieses Vorfalls." Bei dem Prozess treten die Eltern und die beiden Brüder von Tugce als Nebenkläger auf. Ob die Eltern aber auch die Kraft hätten, an dem Verfahren persönlich teilzunehmen, lasse sich noch nicht abschätzen, meinte der Anwalt. Bei den Brüdern könne dies vermutlich anders sein.
Vor der tödlichen Prügelattacke hatte die Studentin mit dem mutmaßlichen Täter laut einem Bericht des "Spiegel" einen heftigen verbalen Streit. Dabei habe sie den 18-Jährigen "kleiner Hurensohn" genannt, dieser habe ihre Mutter beleidigt, berichtet das Magazin.
Tugce und Tatverdächtiger sollen heftig gestritten haben
Zu dem Streit war es den Ermittlungen zufolge gekommen, als Tugce und ihre Freundinnen zwei Mädchen zu Hilfe kamen, die in der Toilette des Restaurants von einer Gruppe Jungen belästigt wurden.
Wann der Prozess vor einer Jugendkammer beginnt, steht noch nicht fest. Beobachter rechnen damit, dass es April werden könnte. Da das Schicksal von Tugce für bundesweit großes Aufsehen gesorgt hatte, wird mit einem großen Interesse an dem Verfahren gerechnet. AZ, dpa
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