Gut unterhalten von importierten Stars aus Holland
Die Holländer haben unser Fernsehen über Jahre geprägt. Die Beliebtheit von Rudi Carrell, Sylvie van der Vaart und Co hat mehrere Gründe.
Die nachbarschaftliche Beziehung zwischen den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland verlief nicht immer konfliktfrei. Und wenn es um die Fußball-Nationalmannschaften geht, schlagen die Wellen noch immer hoch. Aber abseits aller Wohnwagen-Witze kommt man nicht daran vorbei, dass die Holländer unser Fernsehen über Jahrzehnte geprägt haben. Aktuellstes Beispiel: Heute Abend moderiert um 20.15 Uhr wieder Sylvie van der Vaart (32) die RTL-Show „Let’s Dance“.
Zuerst war sie nur „die Frau von ...“, nämlich von Fußballspieler Rafael van der Vaart, nun ist er eher „der Mann von …“. Damit tritt Sylvie in die Fußstapfen von Lou van Burg, Rudi Carrell, Marijke Amado („Mini Playback Show“), Harry Wijnvoord („Der Preis ist heiß“) und Linda de Mol („Traumhochzeit“). Und auch wenn böse Zungen behaupten, die Holländer hätten den Käse sogar ins Fernsehen gerollt, müssen selbst Kritiker zugeben, dass die Deutschen sich meist gut mit den importierten Stars unterhalten haben.
Die Fernsehstars werden in beiden Ländern unterschiedlich wahrgenommen
„Ja, unsere Entertainer sind anders“, sagt Maartin Reesink im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Mediendozent an der Universität von Amsterdam betont, dass die Moderatoren aus den Niederlanden „sich freimütiger äußern, einfach geradeheraus sind, unverblümt. Was Vor- wie Nachteile haben kann.“ Wann immer er das deutsche Fernsehen einschalte, empfinde er deutsche Showgrößen „eher als steif“. Interessant sei die unterschiedliche Wahrnehmung der TV-Stars in beiden Ländern. So spiele Sylvie van der Vaart etwa keine große Rolle. „Aber ich weiß, dass Rudi Carrell bei Ihnen große Verehrung genießt“, sagt Reesink, „so richtig populär ist er bei uns aber erst später geworden. Daran waren seine Shows in Deutschland schuld.“
Der Erste, der die Deutschen mit der sanften holländischen Aussprache vertraut gemacht hat, war übrigens Johannes Heesters: „Ich knupfte manche ssarte Bande …“ Dieser Akzent scheint auch schon eine der Hauptursachen des Erfolges zu sein. Seit den Zeiten von Lou van Burg mögen wir das vom holländischen Akzent weichgespülte Deutsch. Damit konnten die Schweizer nicht mithalten, die ebenfalls Showgeschichte in Deutschland geschrieben haben.
Die Aussprache, die der 1998 verstorbene Vico Torriani pflegte und die man auch von Kurt Felix und Michelle Hunziker kennt, lebt von härter betonten Konsonanten.
Rudi Carrell wusste, dass sein Akzent ankam
Rudi Carrell (1934–2006) setzte auf seinen Ausdruck und hat deshalb nie richtig unsere Sprache gelernt, obwohl er 40 Jahre in Deutschland gewohnt hat. Der zweite Trumpf der Holländer ist, wie Medienwissenschaftler Reesink sagt, die ihnen nachgesagte Lockerheit. Vermutlich rührt diese Vorstellung daher, dass jeder Deutsche mal einen Holländer auf dem Campingplatz getroffen hat, der sich gleich mit Vornamen vorstellte und fragte: „Hast du mal etwas Milch voor meine koffie?“ (mit dpa)
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