Passagiere sitzen in der Antarktis fest
Nach dem Untergang des Kreuzfahrtschiffes "MV Explorer" haben diegeretteten Passagiere am Samstag in der Antarktis auf ihre Rückkehr indie Heimat gewartet.
Santiago, 24. November (AFP) - Nach dem Untergang des Kreuzfahrtschiffes "MV Explorer" haben die geretteten Passagiere am Samstag in der Antarktis auf ihre Rückkehr in die Heimat gewartet.
Schlechtes Wetter machte es nach Angaben der chilenischen Armee unmöglich, die 154 Schiffbrüchigen von den beiden Militärstützpunkten abzuholen, in denen sie die Nacht verbracht hatten. Der kanadische Reiseveranstalter G.A.P. Adventures hatte eigentlich geplant, die Betroffenen noch am Samstag von Chile aus in ihre Heimatländer zu fliegen. Ihr Schiff hatte am Freitag einen Eisberg gerammt und war untergegangen. Die Insassen wurden von einem norwegischen Schiff gerettet.
Damit die Passagiere nicht auch noch beim Fliegen in Lebensgefahr geraten, blieben sie vorerst in einer chilenischen sowie einer uruguayischen Militärbasis in der Antarktis. "Die Wetterbedingungen sind unverändert schlecht", sagte der Sprecher der chilenischen Luftwaffe, Reinaldo Neuling, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Aufgrund des Wetters sei es unklar, wann zwei Hercules-Flugzeuge abheben könnten, um die Passagiere abzuholen, sagte Neuling. An Bord der "MV Explorer" befanden sich außer 54 Besatzungsmitgliedern und neun Reiseleitern auch 91 Passagiere, darunter ein Deutscher.
Das Besatzungsmitglied Andrea Salas sagte dem argentinischen Radiosender "Continental", sie habe nach Mitternacht mit Kollegen in der Bar etwas getrunken, als plötzlich nasse Passagiere aus den unteren Kabinen gekommen seien und Alarm geschlagen hätten. Nachdem die "MV Explorer" am Freitagmorgen im eiskalten Wasser der Antarktis mit einem Eisberg kollidiert war, mussten die Schiffbrüchigen stundenlang in Schlauchbooten ausharren. "Es war windig und sehr kalt, wir waren durchnässt von den Wellen", sagte Salas. Es habe drei bis vier Stunden gedauert, bis ein norwegisches Boot sie schließlich aufgenommen habe.
Der Reiseveranstalter G.A.P teilte mit, die Evakuierung sei problemlos verlaufen. Die Passagiere hätten mehrere Stunden zum Verlassen des sinkenden Schiffes gehabt, während das eindringende Wasser aus dem Kielraum gepumpt worden sei, sagte die stellvertretende Marketingleiterin des Konzerns, Susan Hayes. Durch den Zusammenstoß mit dem Eisberg war ein faustdickes Loch in den Rumpf des Schiffes gerissen worden. Zudem hätten die Passagiere am ersten Tag der Kreuzfahrt alle ein Evakuierungstraining absolviert, betonte der Reiseveranstalter. Experten hatten kritisiert, das 1969 erbaute, unter liberianischer Flagge fahrende Schiff sei in einem schlechten Zustand gewesen, Außerdem hätten Rettungspläne gefehlt.
Der Kapitän der norwegischen "MS Nordnorge", Arnvid Hansen, sagte nach der Evakuierung, allen Geretteten gehe es gut. Unterkühlungen habe es nicht gegeben. Nach dem Sinken des Schiffes am Freitagabend war aus dem Wrack der "MV Explorer" Öl ausgelaufen und hatte einen 20 mal 180 Meter großen Ölteppich auf der Meeresoberfläche gebildet. Das Öl wurde vom chilenischen Eisbrecher "Viel" aufgesaugt.
Vor 95 Jahren war die "Titanic", das größte Kreuzfahrtschiff seiner Zeit, ebenfalls nach einer Kollision mit einem Eisberg gesunken. Das Schiff ging im Nordatlantik mit mehr als 2200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord unter. Nur rund 700 Menschen überlebten.
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