Wodka-Pipeline von Russland nach Estland
In Estland stehen elf ungewöhnliche Schmuggler vor Gericht. Sie hatten ein zwei Kilometer langes Rohr teils unter der Erde, teils am Boden eines Stausees aus Russland zum nächsten Dorf auf estnischer Seite verlegt. Mit einem ungewöhlichem Inhalt. Von Alexej Dubatow
Moskau. In Estland stehen elf ungewöhnliche Schmuggler vor Gericht. Sie hatten ein zwei Kilometer langes Rohr teils unter der Erde, teils am Boden eines Stausees aus Russland zum nächsten Dorf auf estnischer Seite verlegt, um Wodka zollfrei ins Land zu pumpen.
Wer Flaschen oder Zigaretten im Rucksack durch den nahen Wald illegal über die Grenze beförderte, wurde oft hopsgenommen. Da aber das Gewässer als natürliche Hürde galt, fiel die Wodka-Pipeline gar nicht auf. Wie die Nowyje Iswestija berichtete, wurde das Projekt von russischen Gangstern "konzipiert". Ihre estnischen Komplizen leisteten vorwiegend nur technische Hilfe. Ob sie sich von der geplanten Ostsee-Gaspipeline von Russland nach Deutschland haben inspirieren lassen, ist unklar.
Als die im September 2005 beschlossen wurde, saßen die kriminellen Nachahmer bereits seit einem Jahr in der Untersuchungshaft. Im Laufe von nur drei Monaten hatten die Schmuggler 6200 Liter russisches Nationalwässerchen auf die andere Seite gepumpt und, so die Anklage, den estnischen Staat um 57 000 Euro an Zollgebühren geschädigt. In Tallinn wurden sie ihre Ware nicht los. Anspruchsvolle Esten wollten den billigen gepanschten Wodka nicht trinken. Es blieb den kriminellen Unternehmern nichts anderes übrig, als die Flaschen in das vorwiegend russisch bevölkerte Narwa mit einem Lkw zu fahren. Da sie keine Frachtbegleitpapiere hatten, flogen sie schon bei der nächsten Straßenkontrolle auf.
Die Ermittler kauften ihnen die Geschichte mit der Wodka-Pipeline zunächst nicht ab und glaubten sie erst, als sie die Anlage am See in Funktion vorgeführt bekamen. Nun drohen den Erfindern Freiheitsstrafen bis zu acht Jahren.
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