Elfenbeinschmuggel nach Hongkong gestoppt
Am Leipziger Flughafen sind 35 Kilogramm Elfenbein beschlagnahmt worden, in Form von 674 Armreifen und Obelisken. Es ist der bislang größte Fund in Deutschland.
Vermutlich sollte die Ware von Nigeria aus über Sachsen nach Hongkong gelangen. Drei unscheinbare Pakete, die hunderte Plastikringe enthalten sollten, machten die Zöllner misstrauisch. Denn die Lieferung billiger Plastikringe im Wert von einem Euro von Nigeria nach Asien sei ungewöhnlich, sagte Heike Wilsdorf vom Dresdner Hauptzollamt am Freitag. "Sonst finden wir meist nur bei Touristen einzelne Urlaubssouvenirs aus Elfenbein", sagte Wilsdorf. Die Deklarierung der Fracht sei "völlig diffus" gewesen. Und die Pakete für 35 Kilo Plastik viel zu klein.
Die Fahnder gehen davon aus, dass es sich um den größten Elfenbeinfund in Deutschland handelt. Das Bundesamt für Naturschutz in Bonn teilte mit, dass vergleichbare Funde nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa selten seien. In Brüssel und Frankfurt seien in jüngster Zeit Pakete mit 40 bis 100 Teilen aufgegriffen worden, sagt Artenschutzexperte Frank Böhmer der Nachrichtenagentur dapd. Nur in Asien gebe es größere Funde: In Hongkong sind demnach Ladungen von bis zu drei Tonnen beschlagnahmt worden. Laut Böhmer ist der Weg von Elfenbein von Nigeria nach Hongkong der "klassische Weg". Vermutlich war die gefundene Lieferung auch nicht die erste. "Das ging bestimmt schon so seit Jahren, vermutet Sprecherin Wilmsdorf. "Unbehandeltes Elfenbein hat auf dem Schwarzmarkt derzeit einen Wert von 1.800 Dollar (1.200 Euro) pro Kilogramm. Die gefundenen Armreifen waren schon geschliffen. Ein Stoßzahn wiegt im Schnitt zwischen zwölf und 15 Kilogramm, kann aber normalerweise nicht komplett verwendet werden.
Das Dresdner Senckenberg Museum für Tierkunde bestätigte mit einem Gutachten die Vermutung der Zöllner: die am 6. April entdeckten Armreifen und Obelisken waren zweifelsfrei aus den Stoßzähnen streng geschützter afrikanischer Elefanten gemacht. Unklar ist, wie viele Elefanten für den Fund sterben mussten. "Einem Verkauf von Teilen dieses Tieres muss laut Washingtoner Artenschutzabkommen immer die Staatengemeinschaft zustimmen", sagt Wilsdorf. Dies sei in den vergangenen 15 Jahren nur dreimal passiert, in allen Fällen habe es sich dabei um staatliche Reserven aus Namibia und Südafrika gehandelt, nicht um Stoßzähne von Elefanten aus der Wildnis. Die Sprecherin sagte, dass man davon ausgeht, dass das Elfenbein noch weiter verarbeitet werden sollte.
Derzeit lebten etwa 500.000 afrikanische Elefanten auf dem Schwarzen Kontinent. Das gefundene Material wird nun nicht mehr in Privatbesitz gelangen, könnte aber der Forschung dienen. Das Bundesamtes für Naturschutz will das Elfenbein nun näher untersuchen. Später soll es möglicherweise an Museen gehen oder für Veranstaltungen in Schulen genutzt werden. "Rohelfenbein kann auch in der Forschung genutzt werden", sagt Böhmer. Das Hauptzollamt Dresden hofft, einige Stücke für Informations-Zwecke zu bekommen. dapd
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