Rudolf Heß' Grab exhumiert - Überreste werden verbrannt
Das Grab des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß in Wunsiedel (Franken) ist aufgelöst worden. Die Überreste werden verbrannt und auf See bestattet.
Die "Süddeutschen Zeitung" hat am Donnerstag berichtet, dass das Grab von Rudolf Heß in Wunsiedel in der Nacht auf Mittwoch mit Zustimmung der Heß-Erben geöffnet und die Überreste exhumiert wurden. Diese werden nun verbrannt und die Asche dann auf See bestattet. Das oberfränkische Wunsiedel mit der Begräbnisstätte Heß' war seit dessen Freitod im Gefängnis Berlin-Spandau im Jahr 1987 regelmäßig Schauplatz von Aufmärschen rechtsextremer oder neonazistischer Gruppierungen.
Die Zeitung schreibt weiter, dass der Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde damals dem Wunsch von Rudolf Heß zugestimmt habe, in Wunsiedel begraben zu werden. Wegen der Demonstrationen hätten die Kirchenvertreter aber die Auflösung des Grabes gewünscht. Als nun der Pachtvertrag ausgelaufen war, habe die Kirchengemeinde einer Verlängerung nicht zugestimmt. Zunächst habe eine Enkelin von Heß dagegen geklagt. Am Ende habe sich die Familie jedoch überzeugen lassen, eine Auflösung des Grabes zu akzeptieren.
Knobloch begrüßt Entscheidung zu Heß-Grab
Die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, hat die Auflassung des Grabes von Wunsiedel begrüßt. Damit hätten die Neonazis eine zentrale Pilgerstätte verloren, erklärte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Donnerstag in einer Mitteilung. "Ich freue mich, dass der braune Spuk in Wunsiedel endlich ein Ende hat", sagte sie über die regelmäßigen Demonstrationen von Rechtsextremisten aus aller Welt in Wunsiedel. Zugleich dankte sie den Bürgern der Stadt, dass sie sich unmissverständlich, kreativ und mutig den braunen Aufmärschen entgegen gestellt haben.
Wallfahrtsort für Neonazis
Wunsiedel war wegen des Heß-Grabes auf dem evangelischen Friedhof zu einem Art Wallfahrtsort für europäische Neonazis geworden. Mehrere tausend Rechtsextreme pilgerten jahrelang am 17. August, dem Todestag des "Führer-Stellvertreters", in die oberfränkische Fichtelgebirgsstadt. 2005 wurden die Gedenkmärsche der Neonazis in Wunsiedel verboten. Im November 2009 bestätigte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der "Heß-Märsche" endgültig.
Heß, der im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, hatte sich im Berliner Gefängnis Spandau im Jahr 1987 umgebracht. In seinem Testament hatte er den Wunsch geäußert, in Wunsiedel begraben zu werden, wo auch seine Eltern bestattet lagen. Der Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde stimmte dem Wunsch im Jahr 1987 zunächst zu, strebte aber die Auflösung des Grabes an. dpa/AZ
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