Lärm schlägt aufs Herz und kann töten
Der Tag gegen den Lärm am Mittwoch will vor allem auf eines aufmerksam machen: Es ist zu laut in Deutschland - und das kann schwerwiegende Folgen haben, nicht nur für die Ohren.
Berlin (AZ) - Der Tag gegen den Lärm, der morgen begangen wird, will vor allem aufeines aufmerksam machen. Es ist zu laut in Deutschland - und das kannschwerwiegende Folgen haben, nicht nur für die Ohren.
Denn Lärm kann töten! Nach vorläufigen Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich rund 10 000 Menschen an den Folgen von zu hoher Lärmbelastung. Allein die Langzeitbelastung durch Verkehrslärm sei in Europa für bis zu drei Prozent aller tödlichen Herzanfälle verantwortlich, berichtete das britische Magazin " New Scientist" unter Berufung auf die UN-Organisation.
Es geht natürlich auch trivialer: Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen oder schlicht Hörschäden können bei täglicher Lärmaussetzung genauso auftreten. Etwa 13 Millionen Deutsche seien mit Geräuschpegeln belastet, die Gesundheitsrisiken und Schlafstörungen verursachten. Als größte Störung werde bei Umfragen Straßenverkehrslärm angesehen. Publik werden solche Fälle allerdings nur selten. "Leider herrscht in einigen Städten und Gemeinden noch zu viel Ruhe um den Lärm", sagte UBA-Präsident Prof. Andreas Troge.
Die Deutsche Gesellschaft für Akustik, Veranstalter des Aktionstags gegen Krach, wies darauf hin, dass eine bessere Akustik in Schulen die Lehr- und Lernleistungen steigern könne: "Hauptursache für den Lärm in Schulen sind zu hallige Unterrichts- und Aufenthaltsräume, Sportstätten und Verkehrsflächen."
Der Verkehrsclub Deutschland forderte von der EU eine Reifenkennzeichnung, die den Verbrauchern den Kauf leiser Reifen ermöglichen soll. Zwar kennzeichne in Deutschland der "Blaue Engel" Reifen, die besonders lärmarm seien. Allerdings nutze bisher nur ein einziger Reifenhersteller dieses Siegel.
Nach Angaben der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft hat fast die Hälfte aller anerkannten Berufskrankheiten Hörschäden als Ursache. Allein 2007 habe die BG BAU über 19 Millionen Euro für 6500 Lärmgeschädigte gezahlt. Für die kommenden Jahre drohe die Gefahr einer weiteren Verschärfung der Lage. So hätten nach einer Studie des Bayerischen Gesundheitsministeriums fast 40 Prozent der bayerischen Jugendlichen kein intaktes Gehör mehr. Grund sei vor allem zu lauter Musikkonsum.
Den internationalen Aktionstag gegen Lärm gibt es seit 1996. In Deutschland findet er zum zwölften Mal statt und wird von der Deutschen Gesellschaft für Akustik an jährlich wechselnden Terminen im April organisiert. 2009 stehen Bau-, Gewerbe- und Freizeitlärm im Mittelpunkt.
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