Holland: Geisteskranker Jugendlicher in Ketten
"Wie ein Tier im Käfig": Die Bilder eines geisteskranken Jugendlichen in Ketten sorgen in den Niederlanden für einen Skandal. Während Politiker einen anderen Umgang mit Psychiatrie-Patienten fordern, sehen Experten "keine andere Lösung."
Das Schicksal eines geisteskranken Jugendlichen, der seit Jahren in einer Einzelzelle angekettet ist, hat viele Niederländer empört. Abgeordnete forderten eine Dringlichkeitsdebatte des Parlaments über den Umgang mit Psychiatrie-Patienten, nachdem das Fernsehen Bilder des 18-jährigen Brandon gezeigt hatte. Die Aufnahmen aus der Anstalt "'s Heeren Loo" im 70 Kilometer östlich von Amsterdam entfernten Ermelo seien abscheuerregend, schrieb die Zeitung "de Volkskrant" am Mittwoch auf ihrer Titelseite.
Zu sehen ist, wie der Jugendliche mit einem Zaumzeug über eine anderthalb Meter langen Kette an einer Wandhalterung festgebunden ist. "Mein Sohn wird seit drei Jahren wie ein Tier im Käfig gehalten", sagte die Mutter Petra van Ingen. "Er ist seit zweieinhalb Jahre nicht mehr draußen gewesen." Kontakt mit anderen Jugendlichen habe er nicht.
Nach Angaben von Anstaltsärzten leidet Brandon "an einer seltenen Kombination psychischer Störungen". Er sei aber in der Regel nur angekettet, wenn andere Personen bei ihm sind. Zum Schlafen werde er immer losgemacht. So ergehe es in Holland "auch zahlreichen anderen Geisteskranken", erklärte der Sachverständige Bert Lendemeijer.
"Das geschieht aus purer Verzweiflung", sagte er unter Hinweis auf mangelnde Kapazitäten der Anstalten für einen besseren Umgang mit solchen Patienten. Ein Sprecher der staatlichen Gesundheitsinspektion sagte, es gebe derzeit "keine andere Lösung". (dpa, AZ)
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