Im Spielzeug lauert Gefahr
Der "Chemikaliencocktail" in Spielsachen kann für Kinder gefährlich werden. Vor allem Weichmacher können schädlich sein. Ein Arzt hat einen Rat für die Eltern.
Die Sommerferien stehen vor der Tür. Wer einen Urlaub am Meer oder See geplant hat, bei dem darf eines im Gepäck der Kinder nicht fehlen: ein Schnorchel und eine Taucherbrille. Schließlich sollen die Kleinen die Unterwasserwelt sehen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) trübt die Vorfreude. Er hat neun verschiedene Kinderspielsachen auf den Gehalt von Chemikalien getestet. Darunter ein Schnorchel, eine Schwimmbrille, ein Kuscheltier, ein Stifte-Set und eine Dinosaurierfigur. Das Ergebnis: Nur eines der neun Produkte enthielt keine Schadstoffe.
In der Studie ließ der BUND untersuchen, wie viele sogenannte Weichmacher, polyaromatische Kohlenstoffe und andere Chemikalien in den Spielsachen sind. Weichmacher sollen Studien zufolge in den Hormonhaushalt eingreifen. Bei Kindern stehen sie im Verdacht, zu einer früheren Pubertät, zu Übergewicht oder Unfruchtbarkeit im Erwachsenenalter zu führen. Polyaromatische Kohlenstoffe sollen krebsauslösend sein. Es sei schwer nachzuweisen, wie genau die Stoffe wirken, sagt Markus Beck, erster Vorsitzender des ärztlichen Bezirksverbands Schwaben. Denn die Folgen zeigen sich erst Jahre später. Und diese dann auf den Kontakt mit Chemikalien in der Kindheit zurückzuführen, gehe kaum.
BUND konnte verbotene Substanzen nachweisen
Weichmacher werden Kunststoffen beigefügt, damit sie elastisch werden. Sie gehen keine chemische Verbindung mit dem Kunststoff ein. Deshalb werden sie langsam wieder an die Umwelt abgegeben. Wenn Kinder dann Spielzeug aus Plastik in den Mund nehmen, können sie die Weichmacher aufnehmen. In der EU sind bestimmte Substanzen deshalb in Spielsachen verboten. Der BUND konnte sie dennoch nachweisen. Ob die Stoffe gefährlich sind, lässt sich nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung nicht so leicht sagen. Es komme darauf an, wie viel der Chemikalie aufgenommen werde.
In vielen Fällen waren die zulässigen Grenzwerte für andere Chemikalien auch nicht überschritten. Der BUND befürchtet aber wegen des „Chemikaliencocktails“ dennoch einen Schaden für die Kinder. Der Verband der Spielwarenindustrie weist diesen Verdacht von sich. Er bemängelt, dass der BUND andere Kriterien ansetze als der Gesetzgeber. Wer ganz sicher gehen wolle, dem rät Arzt Markus Beck, seinem Kind Holzspielzeug oder Dinge aus natürlichen Materialien zu geben. Denn schließlich komme es darauf an, wie häufig man mit dem Weichmachern im Kontakt sei. (mit dpa)
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