Staatsanwalt: Deutscher kein Opfer von Kannibalismus
Der Deutsche Stefan R., der seit Tagen auf der Südsee-Insel Nuku Hiva vermisst wird, ist nicht Opfer eines Kannibalen geworden. Das sagte jetzt ein Staatsanwalt.
"Die Ermittlungen deuten auf keinen Fall auf Kannibalismus hin", erklärte José Thorel der Nachrichtenagentur AFP in Papeete, der Hauptstadt des französischen Überseegebiets Polynesien.
Knochen und Kleidungsstücke, die in einem abgelegenen Tal gefunden wurden, sind aber wahrscheinlich Überreste des Deutschen. DNA-Proben werden derzeit in Frankreich untersucht, ein Ergebnis soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch am Dienstag oder Mittwoch vorliegen.
Der Deutsche und seine Freundin hatten im Rahmen ihrer Weltumsegelung mit ihrem Katamaran einen Zwischenstopp auf Nuku Hiva eingelegt. Nach Angaben seiner Freundin war der 40-Jährige am Sonntag vor einer Woche auf Einladung eines einheimischen Jägers zu einer Bergtour aufgebrochen. Nach einer Weile sei dieser allein aus dem Tal zurückgekehrt und habe der Frau berichtet, ihr Freund sei verletzt und bräuchte dringend Hilfe. Sie sei mitgekommen, doch plötzlich habe er sie mit einer Waffe bedroht, sexuell belästigt und am Ende an einen Baum gebunden. Sie konnte sich allein befreien und alarmierte die Behörden.
Diese fanden schließlich eine frische Feuerstelle mit den Knochenresten, Zähnen und Kleidung. Anschließend wurde nicht ausgeschlossen, dass der deutsche Opfer von Kannibalismus geworden sein könnte. Nuku Hiva, das zu den Marquesas-Inseln gehört, war daraufhin ins Blickfeld internationaler Medien gerückt.
Fahndung nach mutmaßlichem Täter läuft
Die Ermittler fahnden derweil weiter nach dem 31-jährigen Jäger wegen des Verdachts auf Mord, Entführung und sexuelle Gewalt.
Französisch-Polynesien liegt im Pazifik, die bekannteste Insel ist Tahiti. Die Wissenschaftlerin Marie-Noëlle Ottino-Garanger bedauerte Medienberichte, in denen der Tourist bereits als Opfer von Kannibalismus hingestellt wurde. Es handele sich um "typische Hirngespinste einiger Europäer", die die einheimische Bevölkerung beleidigten. Auf der Inselgruppe der Marquesas, zu der Nuku Hiva gehört, gebe es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts keine Menschenopfer mehr. afp
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