Tagebücher von Hitlers Rassen-Ideologen in den USA gefunden
Alfred Rosenberg war einer der engsten Vertrauten von Adolf Hitler. Nun sollen seine Tagebücher gefunden worden sein. Bringen sie neue Aufschlüsse zu den Verbrechen der Nazis?
Die lange verschollene Tagebücher des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg sind in den USA wieder aufgetaucht. Die 400 handbeschriebenen Seiten wurden am Donnerstag in Wilmington (US-Staat Delaware) von Vertretern des Washingtoner Holocaust-Museums und der US-Zollbehörde ICE präsentiert.
Tagebücher könnten Aufschlüsse über den Holocaust geben
Die Tagebücher sollen neue Einblicke in Treffen Rosenbergs mit Hitler sowie anderen Nazi-Größen geben. Außerdem sollen sie Aufschlüsse zu den Plänen zur Massenvernichtung der Juden in Europa und in den Führungszirkel des Nationalsozialismus geben. "Um zu verstehen, warum der Holocaust geschah, ist Material von großer Bedeutung, das sowohl das Handeln von Tätern als auch von Opfern dokumentiert", sagte Sara Bloomfield, Direktorin des Holocaust-Museums in Washington.
Die Tagebücher waren nach dem Kriegsverbrecherprozess 1945 in Nürnberg verschwunden, wo sie Teil der Beweismittel waren. Laut dem Washingtoner Holocaust Museum habe Rosenberg die Texte von 1936 bis 1944 geschrieben. Rosenberg galt als enger Vertrauter von Adolf Hitler, prägte mit seinen Schriften die Rassentheorien der Nationalsozialisten und war als Reichsminister für die besetzten Ostgebiete für die Ermordung von Millionen Juden verantwortlich. Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde Rosenberg zum Tode verurteilt und 1946 hingerichtet.
Alfred Rosenberg: "Hitlers Weltanschauungschef"
Der Baltendeutsche Alfred Rosenberg wurde 1893 im heutigen Tallinn in Estland geboren und kam 1918 nach München, wo er Bekanntschaft mit Adolf Hitler machte. Er gehörte zum inneren Führungszirkel der NSDAP, organisierte den Kunstraub der Nazis und war Minister für die "besetzten Ostgebiete". Die Ankläger beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess bezeichneten ihn als "Hitlers Weltanschauungschef" und "geistigen Priester der "Herrenrasse", der die Lehre des Hasses schuf, die den Anstoß zur Vernichtung des Judentums" gab.
Nach ICE-Angaben befanden sich die Aufzeichnungen im Besitz des deutschen Anwalts Robert Kempner, der während des Zweiten Weltkriegs in die USA geflohen war und später bei den Nürnberger Prozessen als US-Ankläger arbeitete. Anschließend habe Kempner unerlaubt Nazi-Dokumente zurück in die USA gebracht. (AZ/dpa/afp)
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