Wegen Rassismus: Ausländerbeauftragter kapituliert
Der Ausländerbeauftragte von Schwedt verlässt die Stadt, weil er sich Rassismus ausgesetzt sieht. Der Bürgermeister jedoch versteht die Vorwürfe nicht.
Der Ausländerbeauftragte von Schwedt Ibraimo Alberto verlässt die Stadt. Lange hatte sich der Mosambiker unter anderem für die Integration der Ausländer in der Oder-Stadt in der Uckermark engagiert. Doch er kapitulierte. Wegen rassistischen Beleidigungen gegenüber seiner Person. Über seinen Anwalt erneuerte er gestern die Vorwürfe.
Der Schritt des Ausländerbeauftragten sorgt in Schwedt für Aufruhr. Bei Bürgermeister Jürgen Polzehl (SPD) stehen die Telefone nicht mehr still. Für Bürgermeister Polzehl sind die Anwürfe unverständlich. "Ibraimo Alberto hatte sich bei mir verabschiedet und gesagt, er hätte eine neue Arbeitsstelle in Süddeutschland gefunden", sagte das Stadtoberhaupt im Schwedter Rathaus. Er habe bedauert, dass der Ausländerbeauftragte die Stadt verlässt und ihm viel Glück gewünscht. "Wir haben uns zum Abschied umarmt."
Doch von einem Abschied in Harmonie ist nicht die Rede, wenn man Albertos Rechtsanwalt Andreas Brandt hört. Dieser hat im Auftrag seines Mandanten zu einer Pressekonferenz eingeladen. "Ibraimo Alberto verlässt Schwedt zu 80 Prozent wegen rassistischer Beleidigungen und weil er sich zu wenig in seiner Tätigkeit als Ausländerbeauftragter unterstützt fühlte", erklärte Brandt. Albertos Ehefrau, die ebenfalls an der Pressekonferenz teilnahm, führte an: "Ich verlasse die Uckermark nicht gern, wir sahen aber wegen der fortgesetzten rassistischen Äußerungen und Angriffe keine andere Möglichkeit mehr." Den Ausschlag hätten Anpöbeleien im Umfeld eines Fußballspiels im März gegeben. Alberto habe gesagt, er werde älter, er wolle sich der Gefahr nicht mehr länger aussetzen.
"Wir müssen auch an die Sicherheit unserer Kinder denken", erklärte sie. Der aus Mosambik stammende Alberto hatte 21 Jahre in Schwedt gelebt, hier hatte er in den 90er Jahren eine beachtliche Karriere als Amateurboxer und später als Kommunalpolitiker hingelegt. 2008 wurde er von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) mit dem Preis "Botschafter für Demokratie und Toleranz" ausgezeichnet.
"Hier war er geachtet, aber hier war er auch ständigen Angriffen ausgesetzt. Natürlich mochte er den Bürgermeister und dieser mochte ihn, aber im täglichen Leben begegnete er ständig einem latenten Rassismus", sagte sein Anwalt. Eine Mandantin habe ihm berichtet, dass sie mit dem Ausländerbeauftragten in einer Pizzeria in Schwedt gesessen habe und lange nicht bedient worden sei. Bis der Wirt zu ihr gekommen sei und gesagt habe: "Warum schleppen Sie denn den mit in unser Restaurant?" Brandt fügte hinzu, die Stadt Schwedt müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht genug für die Integration ihrer ausländischen Bürger zu tun.
Polzehl konterte: "Wir wissen, dass es Rechtsextreme in Schwedt gibt, aber wir schauen bei rechtsextremen Straftaten nicht weg." Gegen den Täter, der Alberto bei dem Fußballspiel angepöbelt habe, laufe mittlerweile ein Ermittlungsverfahren. Unterstützung findet der Bürgermeister unter anderen beim Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Jochen Bismar (SPD). "Ich habe sehr eng mit Alberto zusammengearbeitet." Er habe sich in der Fraktion wohlgefühlt. Bei seiner Verabschiedung habe er auch keinerlei Andeutungen gemacht, dass er gehe, weil er es nicht mehr aushalte. "Es war nur die Rede von einem neuen Job, den er in Baden-Württemberg gefunden habe", merkte Bismar an.
"Das stimmt, er hat sich in der SPD-Fraktion wohlgefühlt. Sonst wäre er vielleicht schon früher gegangen", entgegnete Brandt. "Aber auch die SPD-Fraktion hat es letztlich nicht vermocht, ihn zu halten." dapd/AZ
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