World of Warcraft: Spieler über Hersteller entrüstet
Aufregung herrscht in der Fangemeinde von World of Warcraft. In den Internetforen will der Hersteller künftig bei jedem Eintrag den echten Namen des Autors veröffentlichen.
Anonymität gehört bald für nahezu alle Freunde von World of Warcraft (WoW) der Vergangenheit an. Denn laut dem Spieleentwickler Activision Blizzard, der unter anderem das erfolgreiche Rollenspiel vertreibt, soll ab 27. Juli in den offiziellen Internetforen der Blizzard-Spiele - zuerst beim Release von Starcraft 2 - der echte Name angezeigt werden.
"Real ID" nennt man im Haus Blizzard diese neue Form der Community-Mitgliedschaft. In diesen Foren werden alle Diskussionen zu den Spielen, der offizielle Support und aktuelle Informationen seitens des Herstellers gepostet. Es ist also der Sammelpunkt für alle Nutzer. Von "Real ID" entziehen kann sich nur noch der Spieler, der sich nicht mehr aktiv an den Foren beteiligt.
Mit der Änderung der Nutzungsbestimmungen hebt Blizzard nun vollständig den Datenschutz auf. Bereits mehr als 35.000 Forenbeiträge in den USA sprechen eine eindeutige Sprache: Die Kunden von Blizzard sind aufgebracht gegen die drohende Veröffentlichung ihrer privaten Daten.
Der gläserne Spieler ist gerade bei dem oft mit einem zweifelhaften Ruf bedachten WoW für viele Aktive nicht gerade wünschenswert. Auch André Ulrich, Chef der WoW-Gilde des Pirate Gaming e.V., kritisiert den sorglosen Umgang des Unternehmens mit Daten: "Mit der Entscheidung von Activision Blizzard sind die Persönlichkeitsrechte von Millionen Deutschen in Gefahr." Allein für WoW sind mehr als 11 Millionen Menschen weltweit angemeldet.
Lange Zeit verhielt sich der Verursacher des Trubels äußerst ruhig über die geplanten Änderungen seiner so genannten "Real ID". Lediglich in den Nutzungsbedingungen war ein Grund für das Aufweichen der Persönlichkeitsrechte zu lesen:
"Die offiziellen Foren waren schon immer ein großartiger Ort, um über die letzten Neuigkeiten zu unseren Spielen zu diskutieren, Ideen und Vorschläge anzubringen oder Erfahrungen mit anderen Spielern zu teilen. Allerdings haben die Foren im Laufe der Zeit auch den Ruf erlangt, ein Ort zu sein, in dem so genannte 'Flame Wars', Trollerei und andere unerfreuliche Dinge gedeihen. Wenn der für Online-Unterhaltungen typische Schleier der Anonymität entfernt ist, wird dies zu einer besseren Umgebung in den Foren führen, konstruktive Unterhaltungen fördern und die Blizzard Community auf eine Art und Weise zusammen bringen, in der sie bisher nicht verbunden war."
Dass dies nur eine sehr begrenzte Sichtweise ist, zeigen die Gefahren, die von dieser neuen Praxis auszugehen drohen, wenn bestimmte Personen Böses im Sinn haben. So kann mit den echten Namen nicht nur Identitätsdiebstahl betrieben werden. Auch persönlichen Racheakten wird durch das schlaffe Umgehen mit dem Datenschutz Tür und Tor geöffnet. Derweilen hat man als Person des öffentlichen Lebens - ein berühmter Fußballer als Beispiel - nun keine Chance mehr, in seiner Freizeit unerkannt WoW oder Starcraft zu spielen.
Trotz der harten Kritik seitens vieler treuer und lang verdienter Spieler der Activison-Blizzard-Games ist kein Umdenken beim Unternehmen in Sicht. Die Verantwortlichen glauben fest daran, dass mit der Einführung von realen Namen der konstruktive Austausch in den Foren gefördert wird.
Sie vergessen jedoch, dass dieser zweifelsohne hehre Plan im Kosten-Nutzen-Faktor gnadenlos durchfällt. Denn die negativen Begleiterscheinungen sind weitaus größer und gefährlicher als der Ertrag, dass fortan der Umgangston der aktiven Community besser wird. Von Sebastian Hrabak
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