Günter Netzer kann den Schlusspfiff kaum erwarten
Der ARD-Experte Günter Netzer blickt nach wie vor skeptisch auf das Medium Fernsehen und ist froh, wenn der letzte Vorhang fällt. Seinem kongenialen Partner spricht er unterdessen immernoch jegliches Fußballfachwissen ab.
Der ARD-Fußballexperte Günter Netzer wird angesichts seines bevorstehenden Abschieds vom Bildschirm nicht wehmütig. "Eigentlich hasse ich das Fernsehen, deshalb kann ich mich selbst auch nicht anschauen", sagte der 65-Jährige der "Berliner Zeitung". Das Medium sei ihm nach wie vor suspekt, "deshalb bin ich nach jeder Sendung froh, sie hinter mich gebracht zu haben".
Den Erfolg des Zusammenspiels mit Moderator Gerhard Delling liege in der Kommunikation, diese sei "ein Glücksfall". Der Fußball habe ihm Menschenkenntnis mitgegeben, sagte Netzer.
"Zu einer Zeit, als ich Delling noch gar nicht kannte, gab es mal ein Gespräch zwischen ihm und mir beim NDR. Da wusste ich nach wenigen Momenten, dass wir einen Draht zueinander haben."
Delling, dessen Frisur sich seiner über die Jahre angeglichen habe, sei "ein Spießer, so wie ich. Ein hochseriöser Junge, sprachlich auf dem allerbesten Stand. Man kann sich auf ihn verlassen. Delling hat diesen besonderen Humor, nie auf billigem Niveau." Als herausragenden Fußballkenner sieht Netzer seinen Kollegen jedoch nicht: "Ich habe noch nie viel Wert auf sein Fachwissen gelegt; das ist erwiesenermaßen nicht so toll."
Die bevorstehende Fußball-WM in Südafrika wird Netzers letzter Auftritt als Experte der ARD. Seine Nachfolge übernimmt Mehmet Scholl. Delling und Netzer kommentieren seit 1998 gemeinsam wichtige Fußball-Begegnungen.
Das Duo war 2000 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Die Kritik der Kommentatoren an einem 0:0 der deutschen Mannschaft gegen Island löste im September 2003 die legendäre Wutrede des damaligen Teamchefs Rudi Völler aus, der Netzer als "Standfußballer" bezeichnet und ihm nahegelegt hatte, "Wetten, dass..?" zu übernehmen, wenn er Unterhaltung machen wolle. ddp
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