Geänderte Wagenreihung bei der Bahn: Was ist der Grund?
Züge mit "umgekehrter Wagenreihung" können für reichlich Ärger sorgen. Was ist der Grund dafür und wie gelangt man trotzdem zum richtigen Waggon?
Das Bahn-Ticket ist gekauft, der Sitzplatz reserviert und man denkt, es könnte nicht viel schiefgehen. Doch dann fährt der Zug mit „geänderter Wagenreihung“ ein. Wer den kleinen aber entscheidenden Hinweis auf der Bahn-Anzeige übersehen hat, muss nun mit Sack und Pack ans andere Ende des Bahnsteiges – was je nach Zuglänge durchaus stressig sein und eine Menge Ärger bereiten kann. Doch wieso fahren überhaupt so viele Züge in „geänderter“ oder „umgekehrter Wagenreihung“? Und wie kann man sich Stress sparen und trotzdem den richtigen Wagen finden?
Bahn: Was bedeutet „geänderte Wagenreihung“?
Zunächst einmal bedeutet eine geänderte Wagenreihung ganz einfach, dass die Wagen des Zuges nicht in der ursprünglich geplanten Reihenfolge am Bahnsteig eintreffen. Welche Wagenreihung vorgesehen ist, können Bahnreisende immer an den Wagenstandsanzeigern am Bahnsteig ablesen: große Tafeln, die über die jeweiligen Wagennummern und die Abschnitte des Bahnsteigs informieren. Die häufigste geänderte Wagenreihung ist die „umgekehrte Wagenreihung“. Dann steht der Zug genau andersherum wie geplant. Aber auch, wenn etwa ein Zugwaggon fehlt, oder das Bordbistro nicht dort ist, wo es angezeigt wird, warnt die Anzeige vor der geänderten Wagenreihung. Wie viele Züge in einer solchen falschen Reihenfolge über Deutschlands Schienen fahren, verrät die Bahn nicht. In einem Interview mit einer Sprecherin von 2013 hieß es, ein Drittel aller Fernzüge sei mit geänderter Wagenreihung unterwegs.
Was ist der der Grund für eine „geänderte Wagenreihung“?
Dass sich die komplette Reihenfolge der Zugwaggons ändert, ist zunächst der Tatsache geschuldet, dass ein Zug kein festes Vorne und Hinten besitzt, sondern bekanntlich mit beiden Enden an der Spitze fahren kann. Das ist etwa nötig, wenn ein Zug in einen Kopfbahnhof einfährt, den er in die Richtung verlässt, aus der er kommt. Der Zug muss nicht gedreht werden. Hierin findet sich der erste – wenn auch seltene – Grund für eine mögliche umgekehrte Wagenreihung: Wird der Stopp an einem solchen Kopfbahnhof aus irgendeinem Grund ausgelassen, führt dies im späteren Fahrtverlauf logischerweise zur umgekehrten Wagenreihung. Zum selben Ergebnis führt ein zusätzlicher Stopp an einem außerplanmäßigen Kopfbahnhof.
Die Bahn selbst zählt Störungen wie etwa Streckensperrungen und dadurch bedingte Umleitungen als häufige Ursache für umgedrehte Waggonreihenfolgen. So komme es schnell vor, dass ein umgeleiteter Zug aus einer anderen Richtung in den Bahnhof einfährt, heißt es in der Erklärung auf der DB-Website. Ein Wendemanöver würde jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen, weswegen der Zug beispielsweise mit umgekehrter Wagenreihung einfährt. Das Unternehmen skizziert dabei ein Beispielszenario mit einem ICE, der von Hamburg nach München fährt: „Wegen einer Sperrung kann der Streckenabschnitt zwischen Nürnberg und München nicht befahren werden. Durch die Umleitung über Augsburg verlässt der ICE den Bahnhof Nürnberg nun aber in einer anderen Fahrtrichtung“. Folglich erreiche der Zug sein Ziel München in umgekehrter Wagenreihung.
Häufigster Grund für umgekehrte Wagenreihung: Verspätungen
Der vermutlich häufigste Grund für die geänderte Wagenreihung ist allerdings das, wofür die Bahn bei vielen Reisenden bekannt ist: Verspätungen. Die Bahn selbst verschweigt das auf ihrer Internetseite. Glaubt man aber den Berichten von Zugbegleitern, steckt oft der Zeitmangel hinter dem Geheimnis der geänderten Wagenreihung. Demnach fehlt oft schlichtweg die Zeit, die Züge am Endbahnhof noch planmäßig zu säubern und zu wenden. Der Zug fährt anschließend beim nächsten Einsatz schon in umgekehrter Reihenfolge los.
„Geänderte Wagenreihung“: Trotzdem den richtigen Wagen finden
Meistens wird bei einer geänderten Wagenreihung die neue Reihenfolge angekündigt – entweder in Bahnhofsdurchsagen oder auf den Anzeigetafeln am Bahnsteig. Dann können sich Bahnreisende nach der neuen Reihenfolge richten und stehen am Bahnsteig bereits im richtigen Bereich für seinen gesuchten Wagen.
Wenn das nicht der Fall ist, lässt sich mit einem kleinen Trick trotzdem der richtige Wagen finden, und das auch noch ziemlich problemlos. Man zählt auf dem Wagenstandsanzeiger, wie viele Waggons vom Zugende entfernt der Wagen ist, in den man möchte. Bei umgekehrter Wagenreihung ist dieser dann einfach genauso viele Waggons vom anderen Ende des Zugs entfernt. Anschließend zählt man auf dem Wagenstandsanzeiger von der entgegen gesetzten Richtung genauso viele Waggons ab und schaut, in welchem Bahnsteigabschnitt – A, B oder C – man damit landet.
Ein weiteres gutes Hilfsmittel ist die kostenlose DB-Navigator-App. Dort kann man sich in der Detail-Ansicht einer Verbindung die Wagenreihung anzeigen lassen. Sollte es dann einmal zu einer geänderten Wagenreihung kommen, wird diese meist auch im DB Navigator entsprechend angepasst, sodass man in der App die aktuelle Wagenreihung sehen kann.