Erste Friseurinnen und Friseure berechnen statt Damen- oder Herrenschnitt jetzt Unisex-Preise. Eine großhaartige Entwicklung, wären da nicht die Gesetze des Marktes.
Zwei Einwegrasierer derselben Marke, einer kostet 59 Cent, einer 44. Die Produkte unterscheiden sich in der Farbe des aufgeklebten Aloe-Vera-Streifens (Rosa/Türkis), im Namenszusatz (Activ oder Beauty Rosé) – und natürlich in der Zielgruppe (Frauen/Männer). Dass der rosa Rasierer 34 Prozent mehr kostet, beruht auf der Logik des freien Marktes und Erkenntnissen, wonach Frauen bereit sind, für Körperpflegeprodukte mehr Geld auszugeben. "Pink Tax" oder "Gender Pricing" heißt das Phänomen.
Nun steht es freilich jeder Kundin frei, am Einwegrasiererregal zwei Schritte nach links zu machen und den günstigeren Rasierer (türkis) zu kaufen. Bei einer anderen Art der Haarentfernung ist das ungleich schwieriger. Die allermeisten Friseurinnen und Friseure bieten Damenschnitte und Herrenschnitte an. 89 Prozent der Salons waren das 2017 laut einer Studie, wobei die der Damenschnitt im Schnitt 12,50 Euro mehr kostete.
Eine solche geschlechterungerechte Preisgestaltung wirkt in Zeiten kurzhaariger Damen und langhaariger Herren ähnlich zeitgemäß wie eine Dauerwelle - von Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen und trotzdem Wert auf ihre Frisur legen, mal ganz abgesehen.
Berliner Friseure berechnen Preise nach Aufwand
Nun könnte man als Dame demnächst einfach den Herrenschnitt verlangen, was allerdings - außer komplizierter Gender-Diskussionen - ohne Wirkung bleiben dürfte. Also sind die Friseurinnen und Friseure gefragt. In Berlin, wo man sich gesellschaftspolitisch sowieso eher als Undercut denn als Dauerwelle versteht, haben die ersten schon auf Unisex-Preise umgestellt. Shan Rahimkhan zum Beispiel. „Es kann ja nicht sein, dass Frauen mehr zahlen als Männer, obwohl da der gleiche Zeitaufwand dahintersteckt", sagte Rahimkhan der dpa. Er berechnet die Preise für seine Schnitte jetzt nach Aufwand.
Auch wenn solche genderneutralen Angebote zunehmen, bleiben sie doch die Ausnahme. Teure Damen-Preise sind nun mal attraktiv. Auch Rahimkhan betont, die Umstellung sei ein Verlustgeschäft. Dabei wäre die Lösung des Dilemmas so einfach: Für alle die gleichen Preise – und die gleichen, aufwändigen Langhaarfrisuren.
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