Walliser: Unfälle mit Raubtieren passieren, wenn Menschen versagen
In Köln ist eine Pflegerin von einem Tiger tödlich verletzt worden. Jan Walliser, der in seiner Show mit Tigern arbeitet, hält menschliches Versagen für die Unglücksursache.
"Unfälle mit Raubtieren passieren immer wegen menschlichen Versagens", sagt Jan Walliser. Zwölf Tiger leben bei ihm und seinem Ehemann Christian. Sie arbeiten mit den Tieren in einer Tigershow. "Ein Raubtier wird nie zahm, egal wie lange man mit den Tieren arbeitet", sagt Walliser. Auch sein Mann Christian Walliser wurde 2009 während einer Show schwer verletzt. "Seitdem überprüfe ich die Gehege immer dreifach", sagt der Manager der Show. "Raubtiere haben einen natürlichen Instinkt. Der Tiger in Köln hat die Pflegerin wohl als Beute gesehen."
Die 43-jährige Frau war am Samstag von einem Tiger im Kölner Zoo getötet worden. Die Pflegerin, die seit 20 Jahren in ihrem Beruf tätig war, hatte wohl vergessen, eine Sicherheitstüre im Gehege zu schließen. Nach derzeitigen Erkenntnissen fiel der Sibirische Tiger "Altai" die Frau von hinten an und verletzte sie mit einem Biss in den Hals tödlich. Zoodirektor Theo Pagel erschoss das Tier mit einem Großkalibergewehr. Die Frau konnte jedoch nicht mehr gerettet werden.
Die Leidenschaft für Tiger werde Pflegern manchmal zum Verhängnis, so Jan Walliser. Meist wüssten sie auch, dass sie an Unfällen oft selbst die Schuld tragen. Auch die Pflegerin in Köln war 2005 schon einmal von einem Geparden verletzt worden - und kümmerte sich trotzdem weiter um die Tiere. "Der Unfall mit meinem Ehemann Christian geschah auch, weil die Tiger, die ihn anfielen, noch neu waren. Auch Altai hatte, als er von Frankreich nach Köln zog, wohl Eingewöhnungsprobleme", sagt Walliser.
"Dass der Tiger gleich erschossen wurde, habe ich zuerst nicht gut gefunden", sagt Walliser. Aber letztlich habe der Zoodirektor eben eine Verantwortung gegenüber den Zoogästen gehabt. "Wäre bei der Betäubung des Tigers etwas schief gelaufen, hätte er das wohl nicht rechtfertigen können.
Waffe auch in Augsburger Zoo
Auch im Augsburger Zoo hält man eine Waffe für Notfälle bereit. "Ein Angriff ist eine Situation, auf die man reagieren muss", sagt Zoodirektorin Barbara Jantschke. Die Situation in Köln selbst will sie nicht kommentieren.
Grundsätzlich seien Unfälle trotz Sicherheitsvorkehrungen nicht zu vermeiden. Der Pfleger müsse den Tiger immer aus dem Gehege ausschließen. Der Augsburger Sumatra-Tiger Jaques etwa wird nachts immer im Innengehege eingesperrt - "damit der Tiger nicht über den Wassergraben springen kann, falls ein Baum umfällt oder ähnliches Unvorhergesehenes geschieht", sagt Jantschke.
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