Die "Tante BBC" wird 100 Jahre alt
Der britische Sender hat eine bewegte Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zur Informationsquelle für die ganze Welt. Heute steckt die BBC jedoch in der Krise.
„Das ist 2LO, Marconi House, London calling“. Diese Worte dringen am 14. November 1922 um 18 Uhr aus knisternden Radiogeräten in Großbritannien. Mit ernster Stimme wendet sich der Programmdirektor der BBC, Arthur Burrows, zum ersten Mal an Hörerinnen und Hörer. Er trägt die Nachrichten des Tages vor, danach erfolgt eine Wettervorhersage. Es war die Geburtsstunde des ersten nationalen Rundfunkdienstes der BBC übermittelt mithilfe des Radiosenders „2LO London“. Am kommenden Dienstag jährt sich die Gründung der „British Broadcasting Corporation“ zum 100. Mal. Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, von den Briten auch liebevoll „Auntie Beeb“ genannt, ist nicht nur die älteste, sondern auch die berühmteste der Welt.
Wie die Monarchie gilt sie als Pfeiler des Vereinigten Königreichs. Schließlich wurden dort wichtige Ereignisse übertragen, vom Zweiten Weltkrieg über die Krönung von Königin Elizabeth II. bis zu ihrer Trauerfeier vor wenigen Wochen. „Wir erinnern uns an Momente in unserem Leben, indem wir an BBC-Programme denken“, sagt der Historiker David Hendy, der ein Buch zur Geschichte der Sendeanstalt geschrieben hat, gegenüber unserer Redaktion.
Als die BBC im Jahre 1922 entstand, hatten die Gründer keine kommerziellen, sondern ideelle Ziele. „Das war eine Generation von Männern und einigen wenigen Frauen, die den Ersten Weltkrieg miterlebt hatten und nun darüber nachdachten, wie die Zivilisation gerettet, wie das gegenseitige Verständnis zwischen den Nationen verbessert werden kann“, sagt Hendy. Sie wollten das Beste, was in der Welt gedacht, gesagt und getan wurde, so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen. Es ging dem Gründer John Reith laut Hendy außerdem darum, das Leben der Menschen zu verbessern.
Die BBC etablierte rasch ein Monopol über das britische Radio und startete in den 1930er-Jahren regionale und nationale Dienste. Dieses Jahrzehnt war auch die Geburtsstunde des BBC-Fernsehens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die BBC zudem eine wichtige ausländische Informationsquelle für Millionen Radiohörer.
Heute ist die Rundfunkgebühr umstritten
Die Nachrichten aus London waren für viele Menschen in im von den Nazis besetzten Europa eine Verheißung auf ein Leben in Freiheit. 1944 schrieb George Orwell, dass die Worte „Ich habe es bei der BBC gehört“ damals eine neue Bedeutung erhielten: „Ich weiß, dass es wahr sein muss“. In den darauffolgenden Jahren bot die BBC Fernsehen höchster Qualität. Trotz dieses jahrzehntelangen Erfolgs steckt die Rundfunkanstalt mittlerweile in einer tiefen Krise. Insbesondere die Rundfunkgebühr in Höhe von umgerechnet über 180 Euro jährlich ist umstritten. Die Mehrheit der Briten spricht sich inzwischen dagegen aus.
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