Schockierende Zustände in Chinas Spielzeugfabriken
Auch dieses Weihnachten werden sie trotz der jüngsten Rückrufwellen auf den Gabentischen landen: süße Puppen und niedliche Plastikfiguren "made in China". Doch nur wenige Eltern ahnen, unter welchen Bedingungen die Spielzeuge entstehen.
(AFP) - Auch dieses Weihnachtsfest werden sie trotz der jüngsten
hierzulande auf den
landen: süße Puppen und Teddys, bunte Bälle und niedliche Plastikfiguren "made in
". Denn weiterhin stammt mehr als die Hälfte des nach
importierten
aus der Volksrepublik in Fernost. Doch nur wenige schenkende Eltern ahnen, unter welchen Bedingungen die
entstehen. Viele der rund vier Millionen Arbeiter in den 20.000 chinesischen Spielwarenfabriken schuften unter unwürdigen Bedingungen - für einen mickrigen Lohn.
Eine von ihnen ist Xiao Lei. In einer Fabrik im boomenden Shenzhen nahe Hongkong in Südchina steht sie am Fließband, fertigt Püppchen, Puppenkleider und Plastikfigürchen im Akkord. In der Hauptsaison muss sie jeden Morgen um 6.30 Uhr aufstehen, um dann 14 Stunden oder mehr pro Tag zu arbeiten. Überstunden sind Pflicht. Seit Februar hat Xiao Lei nur zehn Tage frei bekommen. Dabei verdient sie gerade mal umgerechnet 86 Euro im Monat.
"Nach einem langen Arbeitstag müssen wir morgens wieder früh raus, so dass wir oft schon müde sind, bevor die Arbeit überhaupt angefangen hat", erzählt die Arbeiterin draußen vor der trist grauen Fabrik, in der sie mit rund tausend Kollegen Spielzeug für Großkonzerne wie das US-Unternehmen Walt Disney herstellt. Eigentlich erlaubt das Gesetz höchstens 40 Arbeitsstunden in der Woche und maximal drei Überstunden pro Tag. Doch viele Fabrikanten halten sich nicht an diese Vorgaben, wie Gewerkschafter beklagen.
Millionenfache Rückrufe von mit Blei belastetem chinesischem Spielzeug haben kürzlich weltweit Empörung ausgelöst. Die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation China Labor Watch weist darauf hin, dass giftige Spielwaren nicht nur Kinder gefährden, sondern auch die Arbeiter, die den Schadstoffen dauerhaft ausgesetzt sind. "Sie ahnen nicht einmal, dass die Chemikalien, mit denen sie in Kontakt kommen, gefährlich sind", kritisiert der Gründer der Organisation, Li Qiang. "Die Fabriken klären sie nicht angemessen auf."
Xiao Leis Kollegin Zhang Ting hat darüber nachgedacht, den Job hinzuschmeißen und sich eine Arbeitsstelle in der Nähe ihrer Familie in der Provinz Hunan zu suchen. Doch so einfach ist das nicht, denn ihre Chefs halten stets ein Monatsgehalt zurück. "Sie behalten das Geld, wenn du gehst", sagt sie in ihrer Abendpause und beklagt zugleich die beengte Unterbringung. Zehn Kollegen hausen in einem kleinen Zimmer, teilen sich eine einzige Toilette.
Beschwerden bei den zuständigen Behörden seien sinnlos, stellt China Labor Watch in einer Studie fest. Viele Unternehmen machten falsche Angaben. Es sei schwer, ihnen Missbrauch nachzuweisen. Die Organisation berichtet auch von Geldstrafen, mit denen Arbeiter belegt werden, die nur wenige Minuten zu spät zu ihrer Schicht antreten. Viele erhalten weder eine minimale Rente noch eine Unfall- oder Krankenversicherung.
Li ist überzeugt, dass viele Spielzeugkonzerne um das gnadenlose Vorgehen ihrer Zulieferer wissen. Sie verteilten ihre Aufträge auf mehrere Fabriken, um aus dem Schneider zu sein. "Einige Firmen geben zu, von den Problemen zu wissen. Andere streiten sie rundweg ab oder finden Ausreden", sagt er. Walt Disney etwa räumt Probleme ein, beteuert aber, bereits mit den Interessenvertretern über bessere Arbeitsbedingungen zu verhandeln.
China Labor Watch sieht den Grund für die Misere vor allem im gnadenlosen Profitstreben der internationalen Spielzeughersteller und appelliert, die Zulieferer besser zu entlohnen. "Nur so können die vielen Probleme gelöst werden", sagt Li. Seiner Ansicht nach würde dadurch auch die Qualität der Spielwaren verbessert. einliche Rückrufaktionen könnten womöglich verhindert werden.
Die Diskussion ist geschlossen.