Bericht: Chemiewaffentests an Kindern in Nordkorea
Seoul (dpa) - Das kommunistische Regime im abgeschotteten Nordkorea hat nach einem Medienbericht tödliche Chemiewaffenexperimente an Menschen vornehmen lassen. Insbesondere geistig und körperlich behinderte Kinder seien Opfer geworden.
Das erklärte ein nordkoreanischer Überläufer in einem Interview des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira. "Wenn du geistig oder körperlich behindert bist, sagt die Regierung, dass es dein bester Beitrag für die Gesellschaft ist, Versuchskaninchen für Tests von biologischen und chemischen Waffen zu sein", zitierte der Sender am Freitag einen Koreaner namens Im Chun Yong.
Im sei in Nordkorea Offizier in einem Spezialkommando und somit Träger militärischer Geheimnisse gewesen. Er sei vor zehn Jahren mit anderen Mitgliedern seiner Einheit nach Südkorea geflüchtet und lebe dort seitdem in "relativer Sicherheit".
Es habe bereits Berichte von Flüchtlingen über Experimente an politischen Gefangenen in dem kommunistischen Land gegeben. Einige von ihnen hätten erzählt, wie Inhaftierte aus "Konzentrationslagern" für Experimente in chemische "Fabriken" gebracht worden seien. Im sei jedoch der Erste, der über behinderte Kinder als Versuchspersonen für Waffenexperimente berichte, so Al-Dschasira.
"Menschenversuche sind eine weit verbreitete Praxis", zitierte der Sender Kim Sang Hun, einen früheren UN-Beamten, der sich jahrelang mit dem Chemiewaffenprogramm Nordkoreas befasst habe. "Ich hoffte, ich liege falsch, doch ist es Realität und es passiert in Nordkorea in einer Reihe von Orten." Er habe hunderte Flüchtlinge gesprochen, die darüber berichtet hätten, sagte er und begegnete damit Beobachtern, die Zweifel an Menschenversuchen in Nordkorea vorbringen.
Im erzählte laut Al-Dschasira von einem seiner früheren Befehlshaber, der Anfang der 90er Jahre von militärischen Vorgesetzten gezwungen worden sei, seine geistig kranke 12-jährige Tochter abzugeben. Er habe sie nie wiedergesehen. Einer seiner Untergebenen habe ihm erzählt, dass er Augenzeuge der Experimente gewesen sei, wurde Im zitiert. Er habe auf einer Insel vor der nordkoreanischen Westküste eine geheim gehaltene Einrichtung bewachen müssen. Dort sei eine Gruppe von Menschen in eine Glaskammer gezwungen worden. "Giftgas wurde eingelassen." Die Ärzte hätten von außen die Dauer ihres Todeskampfes kontrolliert.
Nordkorea hatte vor mehr als fünf Jahren die Behauptungen in einer Dokumentation des britischen Rundfunksenders BBC zurückgewiesen, wonach Häftlinge in Gefangenenlagern mit Giftgas getötet wurden. Die BBC hatte sich auf Berichte eines Mannes berufen, der früher Leiter eines Gefangenenlagers in Nordkorea gewesen sein soll.
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