Chamenei kritisiert iranischen Präsidenten
Iran (dpa) - Im Konflikt innerhalb der iranischen Machtelite hat der Oberste Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, Präsident Mahmud Ahmadinedschad vor Selbstüberschätzung gewarnt.
"Auch wenn das Votum des Volkes Quelle des Stolzes sein kann, sollte jede Selbstüberschätzung vermieden werden, weil sie eine der größten Fallen des Teufels ist", sagte er laut iranischen Medien am Montag bei einem Treffen mit dem Präsidenten und seinem neuen Kabinett.
Es war das erste Mal seit der umstrittenen Wiederwahl Ahmadinedschads am 12. Juni, dass Chamenei diesen offen kritisierte. Der Oberste Führer des Landes hatte Ahmadinedschad bei der Wahl unterstützt und diesen danach gegen massive Kritik verteidigt, die zu blutigen Unruhen geführt hatte. Jetzt erklärte Chamenei, auch wenn ein Teil der Kritik an der Regierung von ausländischen Medien gesteuert werde, so gebe es auch "wohlmeinende Kritik, die beachtet werden sollte". Zudem sollte "nicht jede Kritik als Anfeindung verstanden werden".
Gleichzeitig griff Chamenei Kritik auf, Ahmadinedschad habe einige seiner neuen Minister ausgewählt, weil sie ihm nahestünden und nicht weil sie am geeignetsten seien. "Es sollte nichts überstürzt werden, aber du solltest lieber Expertenmeinungen vor allem im Wirtschaftsbereich nutzen, weil das Ignorieren solcher Meinungen großen Schaden anrichten kann", sagte Chamenei an Ahmadinedschad gewandt.
Warnende Worte richtete Chamenei auch an die iranische Opposition. Einige der Reaktionen auf die umstrittene Präsidentschaftswahl seien "weder anständig, noch ethisch oder fair" gewesen. Ahmadinedschad hatte erst am Montag seine Forderung bekräftigt, dass die Oppositionsführer wegen ihrer Verantwortung für die blutigen Unruhen vor Gericht gestellt werden sollten. Chamenei und die Justiz haben bisher nicht auf diese Forderung reagiert.
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