Fidel Castro tritt ab
Ende einer Ära: Nach fast einem halben Jahrhundert an der Macht hatKubas Revolutionsführer Fidel Castro seinen endgültigen Rückzug von derpolitischen Bühne angekündigt.
Havanna, 19. Februar (dpa) - Ende einer Ära: Nach fast einem halben Jahrhundert an der Macht hat Kubas Revolutionsführer Fidel Castro seinen endgültigen Rückzug von der politischen Bühne angekündigt. Der seit 18 Monaten erkrankte Präsident erklärte, er werde aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für die Ämter des Staatsratsvorsitzenden und des Oberkommandierenden der Streitkräfte kandidieren. US-Präsident George W. Bush erklärte in Kigali (Ruanda), in Kuba müsse nun eine Demokratisierung mit dem Ziel freier Wahlen eingeleitet werden.
Die Erklärung des inzwischen 81 Jahre alten Revolutionsführers wurde in der Nacht zum Dienstag in der Onlineausgabe der Parteizeitung "Granma" und von der amtlichen Nachrichtenagentur "Prensa Latina" veröffentlicht. Die Kubaner, von denen die meisten nur Fidel Castro an der Spitze ihres Staates erlebt haben, erfuhren die Nachricht also erst am frühen Morgen. Das Jugendblatt "Juventud Rebelde" schrieb, Castro habe seine Erklärung ohne "Dramatik" abgegeben. Weiter hieß es, es gebe anhaltende Diskussionen der Studenten über Veränderungen und Reformen.
Fidel Castro stand seit 1959, also fast fünf Jahrzehnte, an der Spitze des kommunistischen Landes. Am 31. Juli 2006 musste er seine Ämter wegen einer Darmoperation an seinen jüngeren Bruder Raúl übergeben. Sein Leben war vor allem geprägt vom Kampf gegen den Imperialismus und die Großmacht USA. Er verbündete sich deshalb mit der kommunistischen Sowjetunion, für die Kuba in der Zeit des Kalten Krieges ein Vorposten gegen die USA war.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des von ihr geführten Warschauer Paktes war Kuba das einzige kommunistische Land der westlichen Welt. Mittlerweile ist das Ölland Venezuela mit seinem antiamerikanischen Präsidenten Hugo Chávez anstelle Moskaus zum Förderer Kubas geworden.
Am kommenden Sonntag tritt die neue Nationalversammlung zusammen, um die Mitglieder der künftigen Regierung in Havanna zu bestimmen. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die Nationalversammlung Castros jüngeren Bruder Raúl (76), der die Amtsgeschäfte seit Castros Erkrankung führt, als offiziellen Nachfolger bestimmt. Damit verbunden ist die Hoffnung auf wirtschaftliche Reformen. Dissidenten allerdings fordern auch eine politische Öffnung. Beides hat Fidel Castro stets gebremst.
"Meinen Landsleuten, die mich neulich in die Nationalversammlung gewählt haben, wo wichtige Beschlüsse über das Schicksal unserer Revolution getroffen werden müssen, teile ich mit, dass ich die Ämter des Staatsratsvorsitzenden und des Oberkommandierenden (der Streitkräfte) weder anstreben noch akzeptieren werde, ich wiederhole, weder anstreben noch akzeptieren werde", führte Castro aus. Er betonte in seinem handschriftlich unterzeichneten Schreiben, er wolle sich nicht ganz zurückziehen. "Ich möchte nur noch als Soldat der Ideen kämpfen", kündigte er an. "Ich werde weiter unter dem Titel "Die Reflexionen des Genossen Fidel" schreiben."
Castro hatte seine Ämter krankheitsbedingt am 31. Juli 2006 seinem jüngeren Bruder Raúl übertragen. Seither ist er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr öffentlich aufgetreten. Zum ersten Mal hatte er im Dezember des vergangenen Jahres über die Möglichkeit gesprochen, auf die Leitung des Staates zu verzichten. Damals sagte er, er werde sich nicht an Macht und Ämter klammern, sondern er sei bereit, Jüngeren Platz zu machen.
In ersten Reaktionen war häufig von der Hoffnung auf Reformen die Rede. US-Präsident George W. Bush sagte in Kigali, das kubanische Volk habe unter Castro gelitten. Kubaner seien wegen ihrer Überzeugungen ins Gefängnis gesteckt worden. Die Europäische Union erklärte durch einen Sprecher ihre Bereitschaft zum konstruktiven Dialog mit der neuen Regierung von Kuba. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) forderte die neue kubanische Führung auf, Reformen einzuleiten und politische Gefangene freizulassen.
Schwedens Außenminister Carl Bildt sprach vom "Ende einer Ära, die mit großen Hoffnungen begann und in Unterdrückung endete". Auch wenn mit Raúl Castro kein sofortiger Kurswechsel eingeleitet werde, so gebe es doch Hoffnung auf Schritte hin zu einer Demokratisierung.
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