Historikerin im Interview: Darum waren Männer und Frauen nie gleichberechtigt
Plus Die Geschichtsprofessorin Maren Lorenz erklärt, wie sich Ungleichbehandlung von Männern und Frauen durch die Geschichte zieht. Und warum sie bis heute andauert.
Frau Lorenz, Expertinnen, die sich mit dem Thema häusliche Gewalt befassen, sagen: Damit es keine häusliche Gewalt mehr gibt, müssen Männer und Frauen gleichgestellt sein. Ein Blick in die Geschichte zeigt aber: Männer und Frauen waren eigentlich noch nie gleichberechtigt. Wie kommt das?
Maren Lorenz: Das stimmt. Das lässt sich zum Beispiel an alten Gesetzestexten erkennen. Sie legen für verschiedene Vergehen Strafen fest. Unter anderem dafür, wie viel jemand, in der Regel ein Mann als Familien- oder Haushaltsvorstand, bezahlen muss, wenn er einer Frau, einem Sklaven oder einem Knecht Schaden zufügt. In allen Rechtsvorschriften – auch in denen im Alten Testament – fällt auf: Werden Frauen oder Mädchen verletzt oder getötet, kostet das weniger als bei Männern oder Jungen. Allein schon daraus lässt sich ableiten, dass Frauen als weniger wert galten als Männer. Der Sinn [dieser Gesetze] war, Blutfehden zwischen Stämmen zu verhindern. Statt eine Tat mit einer gleichen Tat zu vergelten, gab es festgesetzten Schadensersatz in Geld- oder Sachwerten. Das älteste bekannte Beispiel ist der Codex Hammurapi. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert vor Christus und entstand in Babylon. Teile davon haben später Eingang ins Alte Testament gefunden, wurden also von den monotheistischen Religionen übernommen. Aber auch wer Sklaven oder Knechte verletzte, musste weniger zahlen. Es gab also nicht nur Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, sondern auch gegenüber anderen Gruppen. Das ist typisch für Ständegesellschaften, die meist gleichzeitig patriarchale Gesellschaften sind, teilweise bis heute.
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Die Bibel kann nicht uneingeschränkt als Rechtfertigung dienen. So wurde aus 1. Mose 3,16 aus dem "Du wirst" in unterschiedlichen Übersetzungen ein "Du sollst". Vgl: Einheitsübersetzung: Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir und häufig wirst du schwanger werden. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Nach deinem Mann hast du Verlangen und er wird über dich herrschen. vs. Luther: Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein..
Im einen Fall also die Beschreibung eines beklagenswerten Zustands, im anderen Fall der Wunschgedanke eines Macho.