Sicherheitskräfte befreien gewaltsam hunderte Geiseln
Radikalislamische Kämpfer haben eine Universität der irakischen Stadt Ramadi überfallen und stundenlang hunderte Geiseln festgehalten, bevor diese gewaltsam befreit wurden.
Nach Berichten von Medien und von Sicherheitsvertretern gingen die Kämpfe aber nach der Geiselbefreiung am Samstagabend weiter.
Angaben der Polizei zufolge drangen bewaffnete Anhänger der militanten Gruppierung Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) am Samstag in die Al Anbar-Hochschule ein, töteten Wachleute und sprengten eine Brücke, die zum Haupteingang des Gebäudes führte.
Wie viele Menschen getötet und wie viele Geiseln genommen wurden, war zunächst nicht bekannt. Angaben von Polizisten, wonach die Dschihadisten bis zu 2500 Menschen in ihrer Gewalt hatten, ließen sich zunächst nicht überprüfen. Rund tausend Studenten und Lehrkräfte konnten jedoch zu Beginn des Angriffs flüchten.
Eine Studentin berichtete über ihr Handy der AFP, wie sie von dem Anführer der Dschihadisten bedroht wurden: "Wir werden Euch eine Lektion erteilen, die Ihr nie mehr vergessen werdet", sagte er demnach. Nach ihren Angaben beschimpfte er die Universität als "Bordell", in dem Frauen Make-up trügen, Musik hörten und mit Männern Umgang hätten. Sie fürchtete, dass die Angst vor weiteren Angriffen nun viele Studenten davon abhalten könnte, ihre Studien fortzusetzen.
Laut Medienberichten riegelten Sicherheitskräfte das Gelände ab. Später stürmten Sondereinsatztruppen gemeinsam mit Polizisten und Soldaten das Gelände. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, alle Geiseln seien befreit worden. Doch offenbar hielten sich ISIL-Kämpfer auch danach in mehreren Gebäuden des Campus verschanzt.
In Ramadi kämpfen die Sicherheitskräfte seit Monaten gegen die Gruppierung. Mehrere Viertel der etwa hundert Kilometer westlich der Hauptstadt Bagdad gelegenen Stadt sind unter Kontrolle der Extremisten von ISIL.
Seit Monaten leidet der Irak unter einer Welle von Anschlägen und Angriffen, die an den blutigen Konflikt zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen in den Jahren 2006 und 2007 erinnern. AFP zählte seit Januar bereits mehr als 4300 Tote. Allein in der nördlichen Stadt Mossul wurden am Samstag bei Kämpfen zwischen Polizei und Aufständischen erneut mindestens 59 Menschen getötet. afp/AZ
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