Klimaschutz kostet: Das macht die Diskussion nun ehrlicher
Es ist gut, dass der Druck der Straße Wirkung zeigt. Doch die politische Aufgabe braucht einen kühlen Kopf.
Wie weit die Liebe der Deutschen zur Natur geht, wird sich schon bald zeigen: Die Politik dreht gleich an mehreren Stellschrauben, um zu zeigen, dass sie den Klimawandel ernst nimmt. Der Druck der Straße wirkt also. Aber er kostet eben auch – und das wird die bisweilen stark aufgeheizte Debatte ehrlicher machen.
Wenn Fliegen billiger als Bahnfahren ist, läuft etwas schief
Keine Frage: Solange es billiger ist, das Flugzeug zu nehmen als die Bahn, läuft etwas gewaltig schief. Doch schon diese Erkenntnis zeigt, dass es alleine mit ein paar zusätzlichen Abgaben nicht getan sein wird. Was es braucht, ist ein Konzept, das das Thema Mobilität als Ganzes in den Blick nimmt.
Das den Klimaschutz mit Wirtschaft und Wohlstand verschränkt. Keine leichte Aufgabe. Doch weitermachen wie bisher, das haben inzwischen die meisten begriffen, ist keine Alternative. Trotzdem aber erfordert die Aufgabe einen kühlen Kopf.
Denn so berechtigt etwa der hitzige Protest der „Fridays for future“-Bewegung ist, so schnell wird dabei vergessen, dass vieles von dem, was dort gegeißelt wird, eine Errungenschaft ist: Fliegen verbindet die Welt und damit die Menschen.
Die Diskussion ist geschlossen.
>> Was es braucht, ist ein Konzept, das das Thema Mobilität als Ganzes in den Blick nimmt. Das den Klimaschutz mit Wirtschaft und Wohlstand verschränkt. <<
Richtig - ergänzend ist noch auf zwei weitere Aspekte hinzuweisen.
Deutschland ist Teil der EU - nationale Alleingänge schaden dem Regelverständnis und dem Zusammenhalt.
Und Deutschland ist ein wachsendes Land mit einem hervorragenden Sozialstaat, was einen ökologischen Schrumpfungsprozess an Menschen und Wirtschaftsleistung kategorisch ausschließt.
Das sehe ich anders.
Der Nicht-Klimaschutz wird unsere Nachkommen sehr viel kosten. Wenn beispielsweise durch das Schmelzen labiler Teile der Westantarktis in etwa den nächsten zweihundert Jahren der Meeresspiegel um drei Meter steigt, müssen zig Millionenstädte an den Küsten geräumt oder sehr aufwändig geschützt werden.
Das Umweltbundesamt hat gestützt auf wissenschaftliche Studien schon vor Jahren die Folgekosten von einer Tonne CO2 mit rund 180 € berechnet.
Ein Vergleich: Vor einigen Jahrzehnten haben Häuser und sogar ganze Gemeinden ihre Abwässer ungeklärt in die Natur geleitet. Den Schaden hatten die Anrainer der Flüsse, weil das Wasser daraus krank machte oder teure Trinkwasseraufbereitungsanlagen erforderlich wurden. Der Bau guter Kläranlagen hat diese Probleme überwiegend gelöst. Dafür musste Geld ausgegeben werden und andrerseits wurden Kosten für die Folgeschäden vermieden.
Raimund Kamm