Atommüll: Strahlende Last
Atommüll ist der gefährlichste Stoff, den die Industriegesellschaft produziert. Er muss sicher von der Umwelt abgeschlossen werden. Entscheidend ist der beste Standort.
Ob der Staat wirklich alles besser kann, ist eine Frage. Wahrscheinlich sogar eine Glaubensfrage. Beispiele gibt es jedenfalls für und gegen diese Annahme.
Dies gilt auch für die Endlagerung von Atommüll. Negatives Beispiel ist das Desaster in der Schachtanlage Asse in Niedersachsen. Verantwortlich für die probeweise Endlagerung schwach- und mittelaktiven Atommülls war eine private Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die sich zu 100 Prozent in Staatsbesitz befand. Jetzt sind tief unter der Erde Fässer aufgeplatzt und eine verstrahlte Salzlake findet möglicherweise den Weg nach draußen. Das ehemalige Salzbergwerk muss in den kommenden Jahren mit Milliardenkosten saniert werden - ein Debakel, das Privatwirtschaft und Staat gleichermaßen zu verantworten haben.
Vor diesem Hintergrund erscheint der Aufschrei der Opposition, den jetzt Pläne der Bundesregierung auslösten, mit der Endlagerung von Atommüll auch Privatfirmen zu betrauen, zumindest fragwürdig. Kritisch wäre nur gewesen, wenn die staatliche Aufsicht in Frage gestellt worden wäre. Davon war aber keine Rede.
Dennoch hat die Koalition einen Rückzieher gemacht. Denn die Aktion hatte einen schalen Beigeschmack. Es sah so aus, als wolle Schwarz-Gelb den vom seinerzeitigen Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) berufenen Chef des Bundesamts für Strahlenschutz umgehen. Für solche Tricksereien ist das Thema aber zu ernst.
Atommüll ist der gefährlichste Stoff, den die Industriegesellschaft produziert. Er muss für Zehntausende Jahre sicher von der Umwelt abgeschlossen werden. Garantieren können das weder Staaten noch Firmen. Entscheidend ist, den besten Standort zu finden und die beste Technik anzuwenden - andere Fragen sind zweitrangig.
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