Brüssel will Hausfrauen aus der Werbung verbannen
Die EU-Parlamentarier haben für eine Lachnummer gesorgt. Wenn auch unfreiwillig. Brüssel denkt nämlich laut darüber nach, Frauen in bestimmten Situationen in der TV-Werbung zu verbieten. Von Detlef Drewes
Von unserem Korrespondeten Detlef Drewes
Im Maggi-Kochstudio bleibt demnächst die Küche kalt. Und auch die Hausfrau mit dem Kalkschaden (an der Waschmaschine) verschwindet aus der Werbung. Das Europäische Parlament hat sich am Mittwoch für ethisch verbindliche Regeln in der Werbung eingesetzt. Dazu gehören nicht nur entwürdigende oderdiskriminierende Botschaften, sondern auch Geschlechterklischees.
Mit anderen Worten: Das Bild der Frau am Herd oder in der Waschküche soll möglichst bald aus der Werbung verschwinden. Es bestärke einen "vorhandeneTrend", die Tätigkeit von Arbeitnehmerinnen als "minderwertig" einzuschätzen und sei somit Ursache für die nach wie vor geringe Entlohnung von Frauen.
Diese "offenkundige Benachteiligung" auf dem Arbeitsmarkt ziehe einen "Rattenschwanz an Konsequenzen" nach sich, betonten die Rednerinnen und Redner in der Debatte. Am Ende stünden Frauen auch bei den Rentenanwartschaften schlechter als Männer da. Um die Öffentlichkeit wachzurütteln, riefen die Europa-Abgeordneten mit überwältigender Mehrheit den 22. Februar zum "Internationalen Tag für gleiches Entgelt" aus, der 2009 zum ersten Mal mahnend begangen wird.
Neben Aufklärungsaktionen und Bildungsprogrammen sollen nun Experten Lehrbücher, Internet-Seiten, Videos und Computerspiele sichten, um auch dort "klischeehafte Botschaften" sowie Diskriminierungen zu eliminieren. Allerdings handelt es sich bisher lediglich um einen rechtlich nichtbindenden Vorstoß, den EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla noch in ein Gesetz gießen müsste.
Der sei ja, so hieß es im Parlament, ohnehin gerade dabei, die Richtlinie gegen Benachteiligungen zu reformieren. Der Parlamentsbeschluss bedeutet einen besonders weitgehenden Eingriff in die Werbung. Nach dem Tabakwerbeverbot gab es bei der EU immer wieder solche Überlegungen. Derzeit wird über einen Stopp der Reklame für Alkoholikanachgedacht.
Aber auch die TV-Spots und Anzeigen für Burger und Süßigkeiten sind den Europa-Politikern ein Dorn im Auge, da sie eine Ursache für das Übergewicht zahlreicher Kinder und Jugendlichen seien. Jüngstes Beispiel für Eingriffe in das Marketing von Unternehmen sind die Platzierungsvorschriften für die Auto-Werbung. Künftig muss ein exakt vorgeschriebener Teil jeder Werbefläche für die Nennung der Abgas-Daten reserviert bleiben. In Deutschland werden alle Anzeigen, Reklametafeln und TV-Spots bereits seit 2004 vom Deutschen Werberat geprüft.
Das Verbot der Diskriminierung von"Personen wegen ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, ihrer Rasse, ihrerSprache, ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer politischen Anschauung, ihres Alters oder ihres Aussehens" ist in den Grundsätzen des ZAW bereits festgelegt. Kochende oder waschende Hausfrauen wurden bislang nicht geahndet.
Die Diskussion ist geschlossen.