Matteo Renzi: Der Rambo
Matteo Renzi strotzt vor Selbstbewusstsein. Die Italiener schätzen seine Art. Jetzt wird er wohl Regierungschef in Rom. Doch was genau er will, ist noch unklar.
Der Mann war bisher ein Fremder in Rom. Deswegen kommt er so gut beim Volk an. In Gesten, Worten und Attitüde gleicht Matteo Renzi in kaum etwas den unbeliebten Protagonisten des politischen Betriebs in der italienischen Hauptstadt. Er stammt aus der Toskana, ist jung und kann nun mit erst 39 Jahren italienischer Ministerpräsident werden.
Seine Sprache wirkt unverbraucht, schnell und konkret. Wenn er bisher als Bürgermeister von Florenz oder als Sekretär der Demokratischen Partei (PD) Termine in Rom hatte, dann nahm er den Zug und ließ sich nicht mit Eskorte im Konvoi kutschieren, wie man es bisher von italienischen Politikern gewohnt war.
Zum entscheidenden Treffen mit Enrico Letta, der am Freitag seinen Rücktritt einreichte, kurvte Renzi mit einem blauen Smart durch die Gassen in Rom. Am Steuer saß er selbst.
Renzi wollte die politische Klasse "verschrotten"
Der designierte italienische Ministerpräsident hat sich die Konfrontation mit den Institutionen auf die Fahnen geschrieben. Verschrotten wollte er einst die gesamte Politiker-Klasse. Seit Renzi im Dezember zum PD-Parteisekretär gewählt wurde, mischt er die Hauptstadt auf. Rücksicht ist für den toskanischen Rambo dabei ein Fremdwort. Weder vor Parteifreunden wie Letta noch vor den größten Feindbildern der Linken schreckt er zurück.
Als Renzi vor Wochen einen Pakt mit Silvio Berlusconi, dem Chef der größten Oppositionspartei im italienischen Parlament, für ein neues Wahlgesetz schloss, waren nicht wenige Parteifreunde entsetzt. Renzi untermauerte damals seinen Ruf als ideologiefreier Pragmatiker. Der Fußballfan ist laut und strotzt vor Selbstbewusstsein. Das macht ihn zwar nicht sympathisch, aber bislang effektiv.
Was genau er politisch will, ist bisher unklar
Renzi, verheiratet und Vater von drei Kindern, verdankt seinen Aufstieg auch den Medien. Sie finden Gefallen an seinem neuen Ton. Renzi spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Seine Respektlosigkeit kommt an in einem Land, in dem niemand mehr besondere Achtung für den offenbar reformunfähigen politischen Betrieb hat.
Von seiner Familie wurde Renzi katholisch geprägt. Als Jugendlicher war er in der christdemokratischen Partei aktiv, später Mitglied der katholischen Margerita-Partei, die in der Demokratischen Partei aufging. Erst als Präsident der Provinz Florenz und später als Bürgermeister der toskanischen Hauptstadt übernahm Renzi erstmals herausgehobene politische Verantwortung.
Was er inhaltlich für Italien will, ist vielen ein Rätsel. Angekündigt hat er bisher die Entschlackung des politischen Betriebs sowie die Lockerung des starren Arbeitsmarktes. Ob er seine Kräfte überschätzt hat, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Die Diskussion ist geschlossen.