Protest gegen Nazi-Laden in Ludwigshafen
In den vergangenen Jahren hat sich in der Stadt Ludwigshafen eine rechtsradikale Szene gebildet. Nicht zuletzt, weil mittlerweile zwei Geschäfte in der Stadt Tonträger,Kleider und sonstige Accessoires aus dem extremen rechten Lagerverkaufen, steigt die Sorge, Ludwigshafen könnte zu einer Hochburgbrauner Aktivisten werden.
Ludwigshafen (ddp). In den vergangenen Jahren hat sich in der Stadt Ludwigshafen eine rechtsradikale Szene gebildet. Nicht zuletzt, weil mittlerweile zwei Geschäfte in der Stadt Tonträger, Kleider und sonstige Accessoires aus dem extremen rechten Lager verkaufen, steigt die Sorge, Ludwigshafen könnte zu einer Hochburg brauner Aktivisten werden. Mit einer Demonstration am 17. Januar will das "Bündnis Ladenschluss Ludwigshafen" die Bürger gegen die Umtriebe mobilisieren.
"Wir verzeichnen eine Zunahme der Aktivitäten. Dazu gehört nicht nur eine steigende Zahl an Kundgebungen und Aufmärschen. Auch die Übergriffe gegen Ausländer haben zugenommen", sagt Paul Schuster vom Bündnis Ladenschluss. Er beobachtet die rechte Szene im Rhein-Neckar-Gebiet seit Jahren. Bedenklich sei, dass die rechten Aktivisten immer hartnäckiger versuchten, "ihre hegemoniale Stellung in manchen Stadtteilen aufzubauen".
In der Ludwigshafener Kommunalpolitik gehen die Meinungen über die rechtsradikalen Aktivisten auseinander. Nachdem Neonazis im November eine Info-Veranstaltung zum Thema rechtsextreme Musik in der Fachhochschule Ludwigshafen angegriffen haben, werben die Grünen für eine Koordinationsstelle, mit der die Stadtverwaltung "Aufklärungsarbeit und die Bekämpfung rechtsextremer und volksverhetzender Aktivitäten" vorantreiben soll.
Doch dieser Plan stößt vor allem bei der CDU auf wenig Gegenliebe. "Rechtsradikalismus ist ein Problem, darüber müssen wir nicht streiten", sagt etwa Heinrich Jöckel, CDU-Fraktionschef im Stadtparlament. Aber brauche man deshalb gleich einen "kommunalen Verfassungsschutz", wie ihn die Bündnisgrünen forderten? So brenzlig sei die Situation nun auch wieder nicht, meint Jöckel.
Die Bürgerinitiative ihrerseits wirft der Union vor, sie verharmlose das Problem. Schließlich sei es kein Zufall, dass seit einiger Zeit auch bundesweit aktive Neonazis in Ludwigshafen leben. Einer davon ist der 35 Jahre alte Malte Redeker. "Er ist Mitglied der Hammerskins, einer elitären Nazi-Bruderschaft", heißt es von Seiten der Bürgerinitiative Ladenschluss. Redeker, der in Ludwigshafen lebt, sei im "Aktionsbüro Rhein-Neckar" organisiert und betreibe eines der beiden umstrittenen Geschäfte in der Stadt, betont die Bürgerinitiative weiter.
In dem Hinterhofgeschäft "Streetwear Company", das Redeker im Stadtteil Süd führt, geht szenetypische Kleidung der Marke Thor Steinar über den Ladentisch. Auch Tonträger mit tendenziell rechtsradikaler Musik und Magazine werden hier verkauft. Zwar seien alle Waren legal, doch werde hier eindeutig die rechte Szene angesprochen, heißt es vom Bündnis Ladenschluss.
Bei dem Aktionsbüro, dem Redeker angehören soll, handelt es sich um eine regionale Dachorganisation der "Freien Kameradschaften" - mit Sitz im Raum Mannheim und Ludwigshafen, die mit der NPD zusammenarbeitet. Auf der Internetseite der Organisation heißt es, die Vernetzung von "Aktivisten, Gruppen und Kameradschaften" müsse zum Ziel haben, "die politische Schlagkraft zu erhöhen, um zielgerichtet die vorhandenen Kräfte in unserem Sinne einzusetzen".
Auf dem "Infoportal Rhein-Neckar-Main" - auch dies eine Seite der Rechtsradikalen in der Region - ist eine Werbung für den Laden "Streetwear Company" zu sehen. "Thugs" (englisch für: "Schläger") ist der Name des zweiten Geschäfts, das sich im Stadtteil Friesenheim befindet. Nach Auffassung Schusters sind die meisten Kunden rechte Hooligans.
Die Polizei beobachtet die Läden. Polizeisprecherin Simone Eisenbarth weist darauf hin, dass sich in den vergangenen 15 Jahren eine aktive rechte Szene in der Stadt etabliert hat. "Wir haben zwar noch keine aktuelle Statistik, aber wir gehen davon aus, dass sich in Ludwigshafen die Zahl der Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund erhöht hat", sagt sie. Der Trend sei indes auch auf Landes- und Bundesebene zu verzeichnen.
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