Ein bisschen Bauch darf sein
Für Millionen Männer und Frauen mit ein paar Kilos zu viel ist es die Bestätigung des eigenen Lebensgefühls. Die kleinen Rettungsringe an ihrem Körper sind kein Grund für eine Radikaldiät. Im Gegenteil. Von Josef Karg
Für die klapperdürre Frau Beckham ist es eine Hiobsbotschaft. Für Millionen Männer und Frauen mit ein paar Kilos zu viel auf den Rippen ist es die Bestätigung des eigenen Lebensgefühls. Die kleinen Rettungsringe an ihrem Körper sind kein Grund für eine Radikaldiät. Im Gegenteil.
Die Hamburger Professorin für Gesundheitswissenschaften, Ingrid Mühlhauser, hat jetzt erforscht: Menschen mit leichtem bis mittlerem Übergewicht leben länger. Sie werden auch seltener krank als zwanghaft Magere, die stets am Hungerhaken hängen.
Die Hamburger Forscher hatten über 40 seriöse Studien ausgewertet, in denen der Zusammenhang von Gewicht, Lebensdauer und Krankheiten untersucht wurde.
Sie bestätigen damit eine US-Studie, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommt: Derzufolge kann etwas Übergewicht mit einem Body-Mass-Index (der BMI berechnet sich: Gewicht durch Körpergröße im Quadrat) zwischen 25 und 30 den Betroffenen eine höhere Lebenserwartung bescheren als die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berechneten Idealwerte zwischen 18 und 25. Ein wenig Übergewicht entspricht beispielsweise einem 1,70 Meter großen Menschen, der zwischen 73 und 85 Kilogramm wiegt.
Ein bisschen Bauch darf also sein. Denn was die WHO-Vorgaben nicht berücksichtigten, sei die Fitness der Menschen, heißt es. Ein gut trainierter Vollschlanker sei gesünder als ein matter Magerer. So stellten die amerikanischen Wissenschaftler letztlich fest, dass Leute, die nach der WHO-Definition Übergewicht haben, am längsten leben. Doch kein Wunder, dass dies oft in Frage gestellt wird: Eine riesige Diät- und Lebensmittelindustrie lebt davon, Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden. (Josef Karg)
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