UN warnen vor Hungersnot in Nordkorea
Berlin (dpa) - In Nordkorea droht nach Einschätzung von internationalen Experten eine der schlimmsten Hungersnöte seit Jahren. Der Leiter des UN-Welternährungsprogramms (WFP) in Nordkorea, Torben Due, sprach in Berlin von einer "sehr kritischen Lage", die in den kommenden Monaten zu erwarten sei.
Als Gründe nannte er insbesondere die hohen Weltmarkt-Preise für Öl und Nahrungsmittel in den vergangenen Monaten sowie eine unterdurchschnittliche Ernte im Jahr 2008.
Nordkorea ist weltweit eines der Länder, das sich am stärksten gegenüber dem Ausland abschottet. Zugleich ist der kommunistische Staat stark auf den Import von Nahrungsmitteln angewiesen. Schon zu normalen Zeiten kann er nur etwa zwei Drittel des Bedarfs selbst decken. Von den rund 22 Millionen Einwohnern sind nach UN-Zahlen mindestens 6 Millionen ständig auf internationale Hilfe angewiesen. Derzeit könnten aber nur noch 2,5 Millionen Nordkoreaner versorgt werden, sagte Due.
Heute schon gilt jedes vierte Kind unter 5 Jahren als unterernährt. Die Krise wird sich nach Einschätzung des WFP-Direktors bis April zuspitzen. Nordkorea sei deshalb dringend auf baldige internationale Hilfe angewiesen, sagte Due, der sich zu Gesprächen mit der Bundesregierung in Berlin aufhielt. "Wir rechnen mit einer der schlimmsten Situationen seit Mitte der 90er Jahre." Damals kam es infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion, die Nordkorea unterstützt hatte, zu einer schlimmen Hungersnot.
Der WFP-Direktor sprach von insgesamt 800 000 Tonnen Nahrungsmitteln, die in Nordkorea bereits fehlten. Im vergangenen Jahr lieferte das Welternährungsprogramm rund 450 000 Tonnen in das kommunistische Land. Über die schnelle Hilfe hinaus seien auch dringend strukturelle Reformen erforderlich, sagte Due.
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