Hohe Haftstrafen für Kölner "Kofferbomber"
Fast eineinhalb Jahre nach den gescheiterten Anschlägen auf deutsche Regionalzüge sind die beiden "Kofferbomber von Köln" im Libanon verurteilt worden.
Ein Strafgericht in Beirut schickte seinen Komplizen Jihad H. für zwölf Jahre ins Gefängnis. Das Gericht sah als erwiesen an, dass die Libanesen am 31. Juli 2006 im Kölner Hauptbahnhof zwei selbst gebaute Bomben in Regionalzügen deponiert hatten.
Das Urteil wegen "vielfachen versuchten Mordes" wurde in Beirut dem Anwalt von Jihad H. übergeben. Dieser hatte während seines Prozesses im Libanon die Tat gestanden. Die beiden baugleichen Bomben waren nur wegen eines Konstruktionsfehlers nicht detoniert. Der Anwalt von Jihad H., der seinen Mandanten im Gefängnis über das Urteil informierte, kündigte Berufung an. Jihad H. erklärte nach Angaben des Verteidigers, er habe die Konsequenzen seiner Tat nicht bedacht: "Ich schwöre, ich bin kein Terrorist. Ich hatte eine Gehirnwäsche bekommen."
Jihad H. gab an, die Bomben als Reaktion auf die Veröffentlichung von Karikaturen über den Propheten Mohammed gelegt zu haben, die Anfang 2006 gewaltsame Proteste in der islamischen Welt ausgelöst hatten. Der Libanese bestritt aber, Kontakte zu islamistischen Terroristen gehabt zu haben. Seinen Komplizen Youssef El H. hatte er der Anstiftung bezichtigt.
Gegen den 23-jährigen Studenten begann gleichzeitig am Dienstag der Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Der Libanese muss sich dort wegen vielfachen versuchten Mordes verantworten. Die Bundesanwaltschaft geht von einem islamistischen Hintergrund der Tat aus. Die Bomben seien "als Vergeltung für die Veröffentlichung der sogenannten Mohammed-Karikaturen" gedacht gewesen, sagte der Bundesanwalt. Bei zeitgleichen Anschlägen auf die Regionalzüge hätten möglichst viele Menschen getötet werden sollen.
Youssef El H. räumte im Hochsicherheitstrakt des Gerichts am Dienstagabend ein, der Mann auf den Fahndungsbildern zu sein, die im Kölner Hauptbahnhof aufgenommen worden waren. Die Aufnahmen zeigen ihn im Trikot des Fußball-Nationalelf-Kapitäns Michael Ballack mit einem Koffertrolley, in dem sich die Bombe befunden haben soll.
Oberstaatsanwalt Horst Salzmann hob hervor, wie knapp Deutschland im vergangenen Jahr einem verheerenden islamistischen Anschlag entronnen sei. Nur weil die "Kofferbomber" keinen Sauerstoff in die Gasflaschen gefüllt hätten, seien diese nicht detoniert. Die Verteidiger bewerteten dies nicht als technische Panne, sondern als Absicht: Die Männer seien von der aus dem Internet stammenden Bauanleitung abgewichen, um es bei einer Warnung an die "Ungläubigen" zu belassen. Juristisch gesehen sei dies ein "Rücktritt vom Versuch", der im besten Fall straflos bleiben könne, sagt Verteidiger Johannes Pausch.
Der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling erteilte den Hinweis, dass über die Anklage gegen Youssef El H. hinaus auch eine Verurteilung des Libanesen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nicht ausgeschlossen sei. Dass sein im Libanon getöteter Bruder einer Terrorgruppe angehört haben soll, bestritt der Angeklagte am Dienstag. Mehrere Familienmitglieder stehen im Verdacht, radikalislamischen Gruppen nahezustehen.
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