Was uns die Job-Blüte lehrt
Der deutsche Job-Aufschwung hat eine junge Geschichte. Es ist gerade mal ein paar Jährchen her, dass man fast mitleidig auf die Wachstums-Versuche eines mickrigen Konjunktur-Pflänzleins geschaut hat. Dann sprossen die ersten Blätter, es entwickelten sich ansehnliche Blüten - aber auf dem Arbeitsmarkt wollte nur wenig gedeihen. Doch auch das hat sich geändert. Firmen und Beschäftigte haben sich zusammengerauft, die Gangart in den Arbeitsagenturen hat sich deutlich verschärft.
Kommentar von Andreas Frei
Nun erlebt Deutschland die niedrigste Arbeitslosigkeit seit zwölf Jahren. Weite Teile unserer Region haben sich so positiv entwickelt, dass Wirtschaftsforscher schon von Vollbeschäftigung reden.
Darf man vor dem Hintergrund einer solch komfortablen Lage nach der einsamen Blattlaus auf der prächtigen Pflanze suchen? Man muss sogar. Noch richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf die vielerorts vollen Auftragsbücher. Doch was passiert, wenn es mit der Wirtschaft wieder bergab geht? Wie sicher sind dann die heutigen Jobs?
Klar ist: Je eher Politik, Wirtschaft und Arbeitnehmer bereit sind, der Vernunft Vorrang vor allzu großen finanziellen Begehrlichkeiten einzuräumen, umso nachhaltiger wirkt der jetzige Job-Aufschwung. Das heißt: Finger weg von der Geldverteilmaschine. Trotz des Wirtschaftswachstums wächst noch immer der Schuldenberg. Was soll erst werden, wenn es mit dem Wachstum mal vorbei ist?
Das heißt aber auch: Betriebe, die sich in der nächsten Rezession allzu leichtfertig von Mitarbeitern trennen, werden massive Schwierigkeiten haben, beim danach folgenden Aufschwung genügend Fachkräfte zu finden. Der demografische Wandel wird dann deutlich zu spüren sein. Investitionen in Aus- und Weiterbildung sind überlebenswichtig - schon jetzt.
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