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Atomkraft
13.09.2022

Taugt Frankreich in der Atomkraft-Debatte wirklich zum Vorbild?

Auch in Frankreich ist Atomenergie nicht unumstritten – etwa in Flamanville, wo ein Druckwasserreaktor entstehen soll. Auf dem Plakat dieser Greenpeace-Aktivisten steht: „Nuklear: Macron unverantwortlich“.
Foto: Sameer Al-Doumy, AFP/dpa

Plus Hierzulande wird intensiv über Atomenergie diskutiert – mal wieder. In Frankreich verfolgt Präsident Macron einen klaren Pro-Atomkraft-Kurs. Doch auch dort gibt es Kritik.

Der Wanderweg führt direkt an der Küste entlang. Auf der einen Seite das Meer, auf dessen Wellen die Sonne glitzert; auf der anderen sanft hügelige Landschaft und grüne Wiesen. Nur das Plätschern des Wassers ist zu hören. Eine Idylle. „Besucher, die zu uns kommen, sind oft überrascht, denn es sieht aus wie in Irland“, sagt Elizabeth Brot. Sie ist stolz auf ihre Heimatregion im Cotentin, einer französischen Halbinsel am Ärmelkanal. Mit Walking-Stöcken marschiert sie mit ihrer Freundin Claude Lescalier den Weg entlang. Sie könnten sich nicht vorstellen, woanders zu leben als hier in der Normandie, sagen beide. „Trotz dieser Ungetüme da hinten“, ergänzt Lescalier und weist mit dem Kopf in Richtung der haubenförmigen Anlagen – es sind die Reaktoren des 1986 gebauten Atomkraftwerks Flamanville.

Neben ihnen entsteht derzeit ein sogenannter Europäischer Druckwasserreaktor, kurz EPR. Der allerdings macht große Probleme: Ursprünglich sollte er 2012 ans Netz gehen und 3,4 Milliarden Euro kosten. Aufgrund etlicher Pannen ist beim französischen Rechnungshof inzwischen die Rede von mehr als 19 Milliarden Euro und einer Inbetriebnahme Ende 2023.

Es wird wieder diskutiert über Atomkraft in Europa – mehr denn je. Auch das eine Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise.

In Deutschland sollen zwei Atomkraftwerke als "Einsatzreserve" dienen

Dabei war zumindest in Deutschland klar: Die Atomkraft hat ausgedient. Das änderte sich im Laufe der vergangenen Monate. Erst waren es einzelne Stimmen, die sich für sie aussprachen, dann ein höchst unterschiedlich besetzter Chor. Vor wenigen Tagen hieß es schließlich über die drei letzten noch in Deutschland betriebenen Atomkraftwerke: Das AKW Emsland werde zum Jahresende wie geplant abgeschaltet. „Neckarwestheim 2“ in Baden-Württemberg und „Isar 2“ in Bayern jedoch sollen als „Einsatzreserve bis Mitte April 2023“ dienen. Ausgerechnet ein Grünenpolitiker, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, stellte diesen Plan vor und muss ihn seitdem der breiten Öffentlichkeit wie seiner eigenen Partei vermitteln, die einst aus der Anti-Atomkraft-Bewegung hervorging. Von einer „Zerreißprobe für die Grünen“, einem „doppelten Stresstest“ ist die Rede – weil Teile der Basis murrten und die FDP als Partner in der Ampelkoalition auf eine Laufzeitverlängerung der verbliebenen Atomkraftwerke dränge, liest man.

Das Atomkraftwerk Flamanville am Ärmelkanal. Hier entsteht ein sogenannter Europäischer Druckwasserreaktor. Dessen Bau allerdings macht große Probleme.
Foto: Birgit Holzer

Es ist eine laute, mitunter schrille Debatte im Gange. Und immer wieder ist der Verweis auf Frankreich zu hören: Dank seiner Haltung zur Atomkraft sei es in seiner Energieversorgung unabhängiger – und ein Vorbild. Kritik oder Zweifel an der Atomkraft werden in Frankreich jedenfalls selten laut geäußert. Die Zustimmung gilt als nationaler Konsens, nachdem die französischen Staatspräsidenten ab den 1970er Jahren auf diese Energieform gesetzt und die Branche zu einer wichtigen Industrie ausgebaut haben, die viele Arbeitsplätze sichert. Die Atomkraft macht 70 Prozent im französischen Energiemix aus, das Land hat den zweitgrößten Atompark der Welt nach den USA.

Mit Ausnahme des sozialistischen Präsidenten François Hollande, der den Anteil auf 50 Prozent reduzieren wollte, wurde seitens des Staates den Menschen stets erklärt, dass es sich um die beste, da billigste und sauberste Art der Energieerzeugung handele, die dem Land größtmögliche Unabhängigkeit garantiere. Auch von Emmanuel Macron, der Hollandes Ziele revidierte. „Wir haben eine historische Chance, das ist die Atomkraft“, versicherte er seinem Volk erst im Juli 2021. Kurz darauf versprach er Laufzeitverlängerungen für alle Kraftwerke und den Bau von mindestens sechs neuen Reaktoren – mit der Option auf acht weitere. Der CO2-armen Atomenergie verdanke Frankreich eine vergleichsweise gute Umweltbilanz. Zuverlässig sei sie obendrein.

Ausgerechnet in Zeiten, in denen Europa sich wegen des Ukrainekriegs unabhängig von Gas aus Russland machen muss und die Preise exorbitante Höhen erreichen, offenbart sich in Frankreich jedoch eine hausgemachte Energiekrise, die den europäischen Strommarkt zusätzlich unter Druck setzt. Aufgrund routinemäßiger Wartungsarbeiten durch die angekündigten Laufzeitverlängerungen sowie Korrosionsschäden stehen momentan 32 der insgesamt 56 Reaktoren still.

Experte: Das französische System sei anfällig und seit Jahrzehnten nicht modernisiert worden

Gehörte Frankreich bislang zu den großen Strom-Exporteuren Europas, war es in diesem Sommer oft auf Importe aus dem Ausland zu hohen Preisen angewiesen. Dem Energieexperten Yves Marignac von der Vereinigung „négaWatt“ zufolge wird die französische Stromproduktion 2022 auf unter 50 Prozent des Vorjahresniveaus fallen – eine nie dagewesene Situation, die das Land im Winter in große Bedrängnis bringen könnte. „Alles wird von möglichen Kältewellen abhängen, denn das französische Stromsystem ist stark dem Heizbedarf unterworfen“, sagt Marignac. Tatsächlich laufen viele Heizungen in Frankreich elektrisch, galt Strom doch stets als billig und als „unendlich“ verfügbar.

Nun aber, so Marignac weiter, zeige sich die Anfälligkeit des französischen Systems, das seit Jahrzehnten nicht modernisiert wurde. Als 2012 der damalige Chef der französischen Behörde für nukleare Sicherheit vor drohenden Engpässen warnte, nahm kaum einer Notiz davon. „Besonders unfassbar ist die Realitätsverweigerung durch die Regierung und durch den Stromkonzern EDF, die aus der aktuellen Situation den Schluss ziehen, dass man die Atomkraft noch stärken sollte“, meint der Energieexperte. Und er weist darauf hin, dass Frankreich Europas Schlusslicht beim Ausbau der Erneuerbaren sei: Das selbst gesetzte Ziel, deren Anteil bis 2020 auf 23 Prozent auszubauen, habe es als einziges EU-Land verfehlt. Zwar versprach Macron unter anderem den Bau von 50 neuen Offshore-Windkraftanlagen. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt aber auf neuen Druckwasserreaktoren – die nicht vor 2035 ans Netz gehen dürften.

Frankreichs Staatspräsident Macron bleibt bei seinem „Atomkurs“
Foto: Ludovic Marin, AFP Pool/AP/dpa

Kritik an seiner Linie lässt Macron dennoch nicht zu. Die Entscheidung, weitere Reaktoren zu bauen, habe nichts mit Wartungsarbeiten am bestehenden Atompark zu tun, sagte er in der vergangenen Woche nach einem Video-Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Während sich Scholz im Anschluss mit einer kurzen Erklärung begnügte, lud der französische Präsident zu einer langen Pressekonferenz ein. In der zeichnete er – einmal mehr – ein größeres Bild: „Deutschland braucht unser Gas und wir brauchen Strom, der im Rest Europas, besonders in Deutschland, produziert wird“, sagte er. Frankreich, so Macron, beteilige sich an der „europäischen Solidarität“ und profitiere zugleich von ihr.

Staatspräsident Macron bleibt unbeirrt bei seinem "Atomkurs"

Weil Macron weiß, wie politisch explosiv das Thema ist, machte er es zur Chefsache. Nach der Sommerpause saß er einem „nationalen Sicherheitsrat“ zu Energiefragen vor, um mit wenigen Ministern über Lösungen zu beraten. Eigentlich wird das Format bei militärischen Krisensituationen einberufen. Zuvor hatte er im Ministerrat, der ausnahmsweise gefilmt wurde, ein „Ende des Überflusses“ und ein „Ende der Sorglosigkeit“ angekündigt. Das rüttelte viele Menschen in Frankreich auf.

Noch federt der französische Staat die Mehrkosten für die Haushalte und die Wirtschaft stark ab. Autofahrerinnen und -fahrern gewährt er bis Ende des Jahres einen Tankrabatt, und die Energiepreise sind bereits seit dem vergangenen Herbst gedeckelt. Diese Maßnahmen kosten Frankreich 24 Milliarden Euro. Dauerhaft, das haben mittlerweile mehrere Minister und Macron selbst gesagt, werde es Hilfen nur noch für „die Schwächsten“ geben.

Kommen neue "Gelbwesten"-Proteste in Frankreich?

Zudem setzt Frankreich auf Einsparungen. Derzeit arbeitet die Regierung an einem Energiesparprogramm mit dem Ziel, den Verbrauch dauerhaft um zehn Prozent im Vergleich zu 2019 zu senken. Ein mehrstufiger Krisenplan macht die zu treffenden Maßnahmen von der Angespanntheit der Lage abhängig. Man setzt zunächst auf freiwillige Einsparungen mit finanziellen Anreizen, bevor es zu graduellen Einschränkungen kommt. Als letzte Stufe ist das zeitweise Abschalten vorgesehen. Bei einer Rede vor dem französischen Arbeitgeberverband Medef rief Premierministerin Élisabeth Borne zu einer „radikalen“ Drosselung des Energiekonsums auf. „Sollte es zu Rationierungen kommen, wären die Unternehmen als erste betroffen“, warnte sie. Privathaushalte und als kritisch eingestufte Industrien sollen hingegen verschont bleiben.

Dabei denken Spitzenpolitikerinnen und -politiker stets an das, was vor vier Jahren das Land in eine angespannte Situation brachte: die Protestbewegung der „Gelbwesten“, die 2018 aufgrund einer geplanten Ökosteuer auf Kraftstoff immer mehr Zulauf erhielt. Mehrfach eskalierten Demonstrationen und legten eine enorme Wut der Menschen auf ihre Regierenden offen. Es könnte erneut zu sozialen Unruhen kommen. Dass der Atomkurs grundlegend hinterfragt werden wird, erscheint hingegen unwahrscheinlich. Außer an jenen Orten, an denen die Reaktoren nicht zu übersehen sind. Wie in Flamanville. Dort sagt Elizabeth Brot mit Blick auf die Anlage: „Es ist ein ungutes Gefühl, wenn sie uns alle fünf Jahre neue Iod-Tabletten geben.“ Dass die bei einem Unfall noch etwas bringen würden, glaube sie nicht.

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