Abgelaufene Masken einfach verbrennen? Nein, nein, viel besser!
Wie ein Ministeriumssprecher eine schlechte Nachricht in werthaltige Worte packte und welche wunderbaren Möglichkeiten die deutsche Sprache noch eröffnet.
Das Schönste an der deutschen Sprache sind die unendlichen Möglichkeiten, unangenehme Wahrheiten in angenehme Worte zu verpacken. Bestes Beispiel: Zeugnisse. Wenn da steht, der Kollege habe sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht, die ihm übertragenen Aufgaben zu erfüllen, dann klingt das ganz ok, bedeutet aber vor allem, dass der Rahmen nicht besonders groß war.
Überhaupt ist die Arbeits- und Wirtschaftswelt eine herrliche Spielwiese für sprachliche Irreführung. Mit Minus-Wachstum fühlt man sich doch gleich viel besser als wenn man zugibt, dass die Geschäfte einbrechen. Und hinter der gern genommenen Formulierung, man werde in den kommenden Monaten „auf Sicht fahren“, steckt nichts anderes als die bittere Erkenntnis, dass man keine Ahnung hat, wohin die Straße hinführt.
"Thermische Verwertung" klingt doch gleich viel schöner
Eine besonders hübsche sprachliche Girlande präsentierte nun ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Gefragt, was aus Millionen Corona-Masken werden soll, die ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben, stellte er in Aussicht, dass selbige einer „thermischen Verwertung“ zugeführt werden. Er konnte ja schlecht sagen, dass die Dinger ganz banal verbrannt werden.
Vielleicht sollten wir uns alle ein Beispiel daran nehmen. Nein, die FDP ist gar nicht aus dem Landtag geflogen, sie hat nur die Chance ergriffen, ihr außerparlamentarisches Potenzial zu heben. Die Preise sind gar nicht hoch, sie machen einfach nur mehr aus ihren Möglichkeiten. Das da draußen ist auch kein Regen, sondern hoch konzentrierte Luftbefeuchtung. Und der dünne Espresso aus dem Bahnhofsautomaten? Na ja, da hilft wohl nur: thermische Verwertung.
Die Diskussion ist geschlossen.
Ich ergänze die Glosse:
Die Haltbarkeit einiger Corona-Impfstoffe wurde doch auch, z. T. mehrmals verlängert. Wieso soll das plötzlich bei den Masken nicht gehen? Wieso nicht gleich das Geld verbrennen?
Im Jahr 2020 wurden für Deutschland 5,8 Milliarden Masken (chirurgisch und Staubschutz) für sechs Milliarden Euro beschafft (plus hohe Provisionen für die Einfädler der Maskengeschäfte), macht einen durchschnittlichen Stückpreis von knapp einem EUR. Nur soviel zum "Wert" der 800 Mio Masken, die thermisch verwertet werden sollen. Wenigstens machts warm...
Ja ich weiß, das ist eine Glosse.
Aber trotzdem sage ich, Chance nicht genutzt. Der Autor hätte darlegen können, wieso vor kurzem hergestellte, evtl. steril verpackte? Masken weggeschmissen werden müssen. Ob es evtl.an Gewinnsucht der Hersteller lag, so kurze Haltbarkeitsfristen draufzudrucken. Wie andere Staaten das handhaben, ob es nicht sinnvoller wäre, die Masken (rechtzeitig) an Bedürftige zu verteilen und so weiter. Stattdessen ein paar flache Witze über die Handhabung der deutschen Sprache ist mir für eine große Tageszeitung zu wenig.