Viel Geld für Kinder - Aber oft wirkungslos
Berlin (dpa) - Deutschland gibt besonders viel Geld für Kinder aus - Kinderarmut und mangelnde Chancengleichheit sind dennoch stärker verbreitet als in anderen Industrieländern. Dies ergab der erste Kinderbericht der OECD, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.
Grüne und FDP forderten deshalb ein Umsteuern in der Familienpolitik. Das Familienministerium sieht sich in dem OECD-Bericht bestätigt.
Laut der Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gibt Deutschland 10 bis 20 Prozent mehr Geld für Bildung, Kinderbetreuung und direkte Zahlungen an die Familien aus als andere OECD-Länder. Dennoch lebt fast jedes sechste Kind in Deutschland in Armut. Im OECD-Schnitt ist es jedes achte Kind, in Dänemark sogar nur jedes 43. Kind.
Auch der Bildungsabstand zwischen starken und schwachen Schülern ist in Deutschland im Vergleich der OECD-Länder überdurchschnittlich hoch. Nach der OECD-Analyse investieren die Länder mit weniger Kinderarmut und besseren Bildungschancen mehr Geld in die öffentliche Betreuung vor allem jüngerer Kinder. Länder wie Dänemark und Schweden geben deutlich weniger direkte Hilfen an Eltern.
Die OECD plädiert deshalb dafür, die staatliche Familienförderung in Deutschland gezielter einzusetzen. "Deutschland sollte seine Transfers stärker auf bedürftige Kinder und deren Familien konzentrieren. Außerdem sollten Dienstleistungen wie Kinderbetreuung und Ganztagsschulen weiter ausgebaut werden", sagte die OECD-Expertin Monika Queisser bei der Vorstellung der Studie.
Weitere Ergebnisse: Deutsche Jugendliche haben zu wenig Bewegung und rauchen überdurchschnittlich viel. 19 Prozent der 15-Jährigen gaben an, das sie mindestens einmal in der Woche rauchen. Im OECD- Mittel sind es 17 Prozent. Die wenigsten Raucher unter den 15- Jährigen gibt es in den USA (8 Prozent) und Schweden (9 Prozent).
Das Familienministerium erklärte, mit Einführung des Elterngeldes und des Kinderzuschlags seien die OECD-Empfehlungen bereits aufgenommen worden. Dagegen verlangten die Grünen als Konsequenz eine grundlegende Reform der finanziellen Ehe- und Familienförderung. Mit einer Grundsicherung müssten Kinder zielgenau gefördert werden, forderte Ekin Deligöz.
Für die FDP plädierte Miriam Gruss für einen schrittweisen Abbau der Elternbeiträge für die Kinderbetreuung. Die Deutsche Kinderhilfe setzte sich für ein individuelles und speziell auf Kinder ausgerichtetes Gutscheinsystem ein. Damit könnten Kinder kostenlos Sport treiben, musizieren, Sprachförderung erhalten und Sozialkompetenzen erwerben.
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