Die Architektur-Biennale von Venedig nach Burgau geholt
Die Schau im Industriegebiet von Burgau gehört zu den ungewöhnlichsten in der Region. Architekten aus mehreren Kontinenten zeigen, wie sie die Welt lebenswerter machen und Mensch und Natur vereinen wollen.
Wie beeinflusst Architektur das Zusammenleben von Menschen? Oder noch allgemeiner gefragt: Wie werden wir in Zukunft zusammenleben? Damit beschäftigte sich die letztjährige Architekturbiennale in Venedig. Kalter Kaffee? Mitnichten! Eine lebenswerte Welt ist ein wahrlich erstrebenswertes Ziel. Zwar öffnet die nächste Biennale für Architektur voraussichtlich erst wieder 2023 ihre Türen in der Lagunenstadt. Aber von der Schau 2021 sind noch bis 17. November acht ausgewählte Exponate zu sehen – und das weder in London noch in New York oder Paris.
Die Rede ist vom 10.000-Einwohner-Ort Burgau (Kreis Günzburg), in dem vor einigen Monaten das erste Hotel der Stadt eröffnet worden ist. Eine Übernachtungsmöglichkeit gäbe es also für diejenigen, die sich Zeit nehmen wollen, den Architekten, ihren Werken nachzuspüren und vielleicht auch der Markgrafenstadt.
Videos ergänzen die Ausstellungsstücke in Burgau
Die Idee für die außergewöhnliche Ausstellung entwickelte Friedemann Auer von dem Burgauer Unternehmen Roma, das Rollladen, Raffstoren und Textilscreens herstellt, und die begleitende Ulmer Marketingagentur ap35 (Alexander Pfetsch). An einem regnerischen Novembertag 2021 durchquerten die beiden Herren das Biennale-Areal auf der Suche nach geeigneten Exponaten. Die Suchenden wurden fündig und ließen die Konstruktionen im Roma Forum wiederaufbauen. Drei bis fünf Minuten lange Videos mit den Architekten (über QR-Codes auf das Smartphone zu bekommen) bieten den Besucherinnen und Besuchern wertvollen Zugang in die Gedankenwelt der Kreativen. Die Interviewten machen deutlich, was sie bewegt und wie sie die Welt mit ihren Projekten bewegen wollen.
Der praktische Bezug ist stets gegeben: So wird das größte Brückenprojekt von Los Angeles im Maßstab 1:360 visualisiert. Der Ersatz für die 90 Jahre alte Brücke soll die Stadt stärker verbinden und nicht nur den Verkehr von Ost nach West und umgekehrt bringen. In einem anderen Projekt wird gezeigt, wie ein Armenviertel in Bogotá (Kolumbien) aufgewertet wurde. Und zwei Künstler aus den Kapverden machen mit einer Welle von unterschiedlich befüllten und gehängten Plastikflaschen deutlich, dass ihr Inselparadies vom Massentourismus bedroht ist. Nachhaltigkeit, Ressourcenverschwendung, globale Herausforderungen – alles bei freiem Eintritt zu sehen im Burgauer Roma Forum (Mo.–Fr. 9–17 Uhr, Sa./So. 11–16 Uhr; an Feiertagen geschlossen).
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