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Interview
14.03.2023

Christine Thürmer: "Böse Zungen sagen, ich watschle mehr, als dass ich wandere"

Erst Managerin, dann Ultraleichtwanderin: Christina Thürmer hat 60.000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt.
Foto: Andrew Burns

Christine Thürmer ist selbsternannt die "meistgewanderte Frau". Warum sie den Stiel ihrer Zahnbürste absägt und was es mit dem Kreditkartenwandern auf sich hat.

Frau Thürmer, Sie gelten als die meistgewanderte Frau der Welt, haben 60.000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt, läuft man sich eigentlich in so eine Art Rausch?

Christine Thürmer: Rausch ist der falsche Ausdruck. Wandern hat nichts mit einem kurzfristigen Adrenalinkick zu tun. Sie haben da nicht diesen Wow-Zustand wie beim Bungee-Jumping. Im Prinzip ist das eher wie ein langer ruhiger Fluss, wo Sie jeden Tag aufs Neue supertolle Glücksgefühle haben.

Wodurch entsteht dieses Glücksgefühl? Ist es das ausdauernde Laufen? Oder mehr die Landschaftseindrücke?

Thürmer: Landschaft ist eigentlich das Uninteressanteste dabei. Die meisten glauben ja, je spektakulärer, exotischer und unberührter die Landschaft, desto besser wird es. Die denken, man muss sich nur unter einen Baum setzen, ihn am besten noch umarmen und dann fällt die Erleuchtung wie Manna vom Himmel. So ist es nicht. Landschaft ist beim Wandern wie das Bühnenbild beim Theater. Wenn das Stück Scheiße ist, gehen Sie trotzdem in der Pause nach Hause. Sie können glücklich werden beim Wandern, egal ob Sie durch die Mark Brandenburg laufen oder durch Nepal trekken.

Also, wenn’s die Landschaft nicht bringt, was ist dann der Glücklichmacher?

Thürmer: Die Senkung der Glücksschwelle. Wenn ich unterwegs bin, schlafe ich sechs Tage die Woche auf einer fünf Zentimeter dicken Isomatte und Waschen ist nicht. Maximal Katzenwäsche, wenn ich an einem Bach bin. Wenn ich dann Ruhetag in einer Stadt habe, in einem Bett mit Matratze liege und unter einer Dusche mir den ganzen Dreck mit einem wohlduftenden Duschgel abwasche, dann könnte ich in epischer Breite von dieser einen Dusche erzählen. Die Dusche, ein Schokoriegel oder der Sonnenschein nach einer Woche Regenwetter … Das sind die vielen kleinen Glücksgefühle.

Aber es gibt doch sicherlich auch Tiefpunkte, die Füße tun weh, man hat Hunger, findet keinen Platz zum Schlafen. Wie motivieren Sie sich, immer weiter zu gehen? Wie gehen Sie mit sich um in diesen Tiefpunktmomenten?

Thürmer: Ich habe schon jede Scheiße erlebt, die man unterwegs erleben kann und habe alles überstanden, das gibt einem ein gewisses Gottvertrauen. Von was erzählt man denn mal später seinen Enkeln? Ganz bestimmt nicht von der Landschaft. Man erzählt doch von Situationen, wo es so richtig mies lief. Wenn Sie sich dann durchbeißen, kriegen Sie so ein Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, das ist irre. Das klappt aber nur, wenn Sie nicht beim ersten Regentropfen beschließen, in den Bus zu steigen und die Etappe zu überspringen. Letztendlich beraubt man sich so der schönsten Erlebnisse, die man auf dem Trail hinterher haben kann – nämlich dieses Selbstwertgefühl.

Das klingt so begeistert, als müsste man sich Krisen unterwegs geradezu suchen?

Thürmer: Die müssen Sie nicht suchen, die kommen so oder so. Es ist nur die Frage, wann und wie oft. Meine allererste Wanderung war ja gleich Mexiko-Kanada, und ich habe die 4277 Kilometer geschafft, obwohl ich eine untrainierte Couch-Potato war. Auf dem Rückflug hatte ich überhaupt keinen Grund zum Glücklichsein, denn ich war arbeitslos und musste möglichst schnell einen Job finden. Dann habe ich vom Fensterplatz aus zweieinhalb Stunden lang die Strecke gesehen, die ich in fünf Monaten gewandert war, und konnte es fast selbst nicht glauben. Boah, das hast du jetzt alles geschafft! Da fühlt man sich unbesiegbar.

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Sie haben eineinhalb mal die Erde umrundet. Wie sehen Ihre Füße aus?

Thürmer (lacht): Ich bin zwar gänzlich uneitel, aber ich gehe in schöner Regelmäßigkeit zur Fußpflege. Meine Fußpflegerin sagt immer, Frau Thürmer, für das, was Sie machen, sehen ihre Füße noch relativ gut aus. Nach einer Pause fügt sie aber hinzu: Eine Karriere als Fußmodel können Sie trotzdem knicken. Das Problem sind die Zehennägel, da ist immer viel Druck drauf, die haben alle möglichen Farben.

Sie waren früher total unsportlich. Wie hat sich Ihr Körper durch das Langstreckenwandern verändert?

Thürmer: Also, ich bin immer noch total unsportlich. Böse Zungen sagen, ich watschle mehr, als dass ich wandere. Wenn es steil wird, setze ich mich auf den Hintern und rutsche runter. Ich habe keinen guten Gleichgewichtssinn. Ich bin auch optisch mehr der Typ gemütliche Hausfrau. Das Gute ist, beim Wandern müssen Sie nicht sportlich sein, Sie müssen nur einen Fuß vor den anderen setzen – das kann jeder. Aber wenn Sie mal in meinen Oberschenkel kneifen, merken Sie schon, was ich mache. Ich habe kein Sixpack.

Na gut, wer hat das schon … Sie haben ein Managerleben aufgegeben und sind hauptberuflich Ultraleichtwanderin geworden. Wie schwer ist Ihnen Ihr Lebenswandel gefallen?

Thürmer: Gar nicht! Ich habe zwar irrsinnig gut verdient. Aber das letzte richtige Bett hatte ich, als ich mit 18 bei meinen Eltern ausgezogen bin. Geldausgeben und Statussymbole haben mir nie etwas bedeutet. Das Geld ist alles auf mein Anlagekonto gewandert, was ja dann auch das Grundgerüst für meine Wanderungen war. Auch als Managerin habe ich auf einer Matratze am Fußboden geschlafen.

Video: ProSieben

Sie haben eine tolle Marotte, Sie trennen Etiketten aus Ihren T-Shirts und sägen den Stiel der Zahnbürste ab, um Gewicht zu sparen. Was ist Ihr wichtigstes Utensil, abgesehen von einem Zelt, um ein Dach über dem Kopf zu haben?

Thürmer: Um ultraleicht zu werden, muss man wiegen! Man wiegt jeden Ausrüstungsgegenstand und trägt das Gewicht in eine Excel-Tabelle ein. Dann optimiert man so lange an dieser Tabelle, bis unten als Ergebnis fünf Kilo herauskommen. Zweiter Schritt: weglassen! Da steht folgende Frage im Vordergrund: Gibt es unterwegs ohne diesen Gegenstand ein lebensbedrohliches Problem? Wenn Sie diese Frage mit Nein beantworten, kommt dieser Gegenstand weg. Ich wandere beispielsweise ohne Unterhose, denn ohne die habe ich kein lebensbedrohliches Problem. Man braucht das meiste Zeug nicht. Das heißt: Alles, was ich dabei habe, dient vier Zwecken: Wärme, Wetterschutz, Essen und Trinken. Was man weglassen könnte, wäre mein Smartphone, das gönne ich mir aber. Das ist meine Nabelschnur nach außen.

Die Kreditkarte würde mir noch als notwendiger Gegenstand einfallen …

Thürmer: Das ist sehr lustig, die Steigerung von Ultraleichtwandern ist tatsächlich das Kreditkartenwandern. Das ist ein Fachbegriff. Das sind Leute, die nur einen Satz Klamotten dabei haben und alles mit Kreditkarte bezahlen. Das macht aber relativ unfrei. Für mich ist jeder Wald ein Schlafzimmer, beim Kreditkartenwandern müssen Sie ins Hotel …

Ihr Managergrundwissen von Kostenoptimierung, Logistikkonzepten und dem Erstellen von Excel-Tabellen hat Ihnen beim Vorbereiten der Reisen geholfen. Wie viel überlassen Sie beim Wandern dem Zufall?

Thürmer: Die Planung einer Strecke dauert ein Drittel der Zeit, die ich dann wandere. Dauert die Wanderung sechs Monate, sitze ich zwei Monate an der Planung. Ich habe die Route komplett auf dem Handy und GPS-Gerät, ich weiß genau, wo ich langgehen muss, wo ein Supermarkt ist und der nächste Outdoorladen inklusive Öffnungszeiten und Telefonnummer.

Das könnten Sie auch unterwegs tun …

Thürmer: Nein! Weil ich nie weiß, ob ich Handyempfang habe oder noch genug Akku. Bei mir ist wirklich alles durchgetaktet. Ich empfinde diese akribische Planung als unglaublich befreiend. Es bleiben ja immer noch genügend Überraschungen. Der Weg ist versperrt. Oder der Schuh geht kaputt. Dann muss ich ja trotzdem wieder umplanen. 

Sie sind tagelang allein unterwegs. Ist Einsamkeit Glück oder notwendiges Übel?

Thürmer: Na, ich bin ja gar nicht einsam. Ich bin gerne in meiner Gesellschaft. Ich sage immer, wer losläuft, um sich selbst zu finden, hat sich in der Regel eigentlich schon verloren. Es ist total angenehm, so viel Zeit zum Nachdenken zu haben. Ich höre ganz viele Hörbücher und Podcasts. Und ich telefoniere viel. Wie viel Menschen kennen Sie, die Sie morgens um sechs anrufen können, wenn Sie Liebeskummer haben? Bei mir klappt das. 

Was suchen und was finden Sie im Unterwegssein?

Thürmer: Unterwegs können Sie Leute nach ihrer Motivation unterscheiden. Die meisten haben, angestiftet durch Hape Kerkeling, eine Von-Weg-Motivation, das sind Menschen, die einer bestimmten Lebenssituation entkommen wollen. Ich habe eher eine Hin-Zu-Motivation. Ich habe mich bewusst für das Wandern entschieden. So klappt auch dieser Lebenswandel. Ich habe ja am Tag nur zwei Termine. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Dieser Lebensstil, für den ich mich entschieden habe, den finde ich total geil.

In ihrem neuen Buch schreiben Sie immer wieder, dass Sie in einer Pension oder bei einer Unterkunft vollkommen verdreckt und verschwitzt ankommen und trotzdem freundlich empfangen wurden. Die Blicke muss man aushalten können, oder? Wie kommen Sie mit dem Hygieneverlust klar?

Thürmer: In den USA wissen alle Hotelbesitzer in der Nähe von Trails, die Ankömmlinge verwandeln sich alle wieder in normale Menschen, wenn sie eine Dusche hatten. In Europa, wo es diese Trailkultur nicht gibt, sage ich schon beim Einchecken: Keine Sorge, wenn meine Klamotten gewaschen sind, sehe ich wieder anders aus. Dann ist es meist kein größeres Problem.

Zur Person: Christine Thürmer ist gerade mit ihrem neuen Buch „Auf 25 Wegen um die Welt“, in dem sie ihre Lieblingstrails vorstellt, auf Lesereise (Malik, 302 Seiten, 18 Euro). Unter anderem tritt Thürmer am 27. April in München und 10. November in Friedrichshafen auf. Christine Thürmer wurde 1967 in Forchheim geboren. Die Managerin bezeichnet sich als meistgewanderte Frau Deutschlands. Als Ultraleichtwanderin hat sie gerade mal fünf Kilo Gepäck dabei.

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