Ein rüstiger Rentner will die Technik der alten Mälzerei retten
Hermann Kraus hat viele Ideen für ein kleines Handwerksmuseum mitten in Schwabmünchen.
Seit er den Zeitungsartikel über den Abbau der alten Mälzerei an der Bahnhofstraße gelesen hat, lässt den 83-jährigen Hermann Kraus ein Gedanke nicht mehr los: Wie kann die dort verbaute historische Technik vor der Verschrottung und damit vor dem Vergessen bewahrt werden?
Kraus kennt die ehemalige Mälzerei Wiedemann aus der Vergangenheit sehr gut. Auf dem noch stehenden turmartigen Gebäude befindet sich ein weithin sichtbarer Kühlflügel, der sich zur Entlüftung automatisch in die Windrichtung gedreht hatte. „Dieser Kühlflügel wäre ganz bestimmt eine Attraktion, aber auch die darunter verbauten Transmissionen und die noch vorhandenen Maschinen und Geräte sollten als Teil der Schwabmünchner Handwerksgeschichte aufbewahrt werden“, meint der Ur-Schwabmünchner aus der Wertachsiedlung.
Früher wurde an der Singold Strom gewonnen
Aber er hat auch noch ein zweites Objekt im Kopf. Früher wurde an der Singold mitten in der Stadt ein Wasserrad zur Stromgewinnung betrieben. Die Turbine dazu befand sich in einem Stadel im Hof der Familie Wiedemann. „Das Wasserrad wurde aus der Singold gehoben und an den Rand der Apothekergasse gestellt, wo es vergammelt“, sagt Hermann Kraus.
Zur Wiederbelebung der alten Technik hat der rüstige Rentner auch eine Idee entwickelt und einen dafür geeigneten Platz ausgemacht: „An der Stelle des alten Bauhofs wurde direkt an der Singold ein schöner Platz hergerichtet. Dort könnte doch das Wasserrad mit der Turbine, falls diese noch vorhanden ist, wieder zum Leben erweckt werden und zum Beispiel Strom für die Beleuchtung dieses Platzes produzieren. Das Singoldwasser ist ja kostenlos vorhanden.“ Zusammen mit den historischen Teilen aus der Mälzerei und eventuell noch im Dunkeln schlummernden landwirtschaftlichen oder handwerklichen Geräten anderer Betriebe stellt sich Kraus einen kleinen Handwerksindustriepark mit Museumscharakter vor.
Ein Vorschlag für Schwabmünchens Stadtrat
Sein Anliegen an Stadtverwaltung und Stadtrat: Sie sollen über eine solche Anlage mit Einfriedung durch Bäume und einem kleinen Wegenetz mit Ruhebänken nachdenken und dabei die einheimischen Handwerksbetriebe in die Realisierung einbinden. „Das wäre mit einer Überdachung und Beleuchtung sicher eine Besonderheit und ein Vorzeigeprojekt für die Bewohner und Besucher unserer Stadt“, meint Hermann Kraus. Dabei denkt er auch an mögliche Beschwerden wegen der Geräusche und empfiehlt, die Antriebe so zu gestalten, dass sie auch abgeschaltet werden können. „Vielleicht finden sich auch einige Ehrenamtliche zur Betreuung der Anlage gegen eine geringe Aufwandsentschädigung. Ich würde das selbst gerne machen, aber mit über 80 Jahren wird es langsam eng“, sagt Kraus schmunzelnd.
Für den Bürgermeister, die Stadträte und die Verwaltung hat er noch einen Tipp parat: „Informieren Sie sich über den Tinguelly-Brunnen in der Schweizer Stadt Basel, der könnte ein Vorbild für meinen Vorschlag und meine Ideen sein.“
Die Diskussion ist geschlossen.
Die Ideen und Gedanken von Hermann Kraus zur Schaffung eines kleinen Handwerkerparks beim alten Bauhof können gar nicht hoch genug eingeschätzt und gewürdigt werden. Er könnte in der Tat ein wertvoller Gewinn und eine Aufwertung für Schwabmünchens Innenstadt sein.
Es wäre aber auch ein guter Ort, um alte handwerkliche Kunst und Technik vor dem Vergessen und der Verschrottung zu bewahren.
Jetzt gilt es für unsere Stadt-Oberen und den Stadtrat, die Gedanken von Hermann Kraus schnellstmöglich und ohne viel unnötige Bürokratie in die Tat umzusetzen. Es darf hier nicht wieder soviel Zeit verschwendet werden wie bei anderen geplanten
Projekten in der Stadt.