Schadet Saharastaub dem Autolack?
Die Sonne ist nur als milchige Scheibe zu sehen, eine Staubschicht legt sich auf Autos, Terrassen und Gartenmöbel. Ist Saharastaub nur ärgerlich oder sogar schädlich? Experten geben die Antwort.
Wieder einmal gibt es über Schwaben ein Saharastaub-Ereignis. Dabei wird mit der warmen Luftströmung, die aus Nordafrika zu uns kommt, nicht nur Wärme und schönes Wetter nach Schwaben transportiert, sondern auch jede Menge Wüstenstaub. Dieser legt sich dann auf alles, was im Freien steht. Für den Autolack kann das durchaus problematisch sein, erklärt Joachim Deyle, Betriebsleiter beim Königsbrunner Autolackierer Kribelbauer. "Saharastaub ist letztlich nichts anderes als feiner Sand", sagt Deyle. Natürlich könne der dem Autolack schaden. Der feine Staub setzte sich auf dem Lack fest und sei nicht so leicht zu entfernen. "Der größte Fehler, den man machen kann, ist das Fahrzeug mit mechanischen Mitteln wie Lappen oder Schwämmen zu reinigen", so Deyle. Denn dadurch wirke der Sand in Verbindung mit dem Lappen wie Schmirgelpapier und könne feinste Lackkratzer verursachen. Daher gelte es, mit möglichst viel Wasser zu arbeiten. Der Grundsatz sei zunächst, das Auto so schnell als möglich nach dem Staubereignis zu reinigen.
Autos so schnell als möglich reinigen
Denn in Verbindung mit Hitze und Sonneneinstrahlung könne sich der Staub regelrecht in den Lack einbrennen. Besonders für Besitzer von Fahrzeugen mit dunkler Lackierung könne das zum Problem werden. "Der dunkle Lack heizt sich viel stärker auf, als ein heller. So steigt die Gefahr, dass sich der feine Sand im Lack einbrennt." Zur Reinigung hat Deyle einen grundsätzlichen Tipp parat. "Zuerst in eine Anlage mit Dampfstrahlern fahren und das Fahrzeug gründlich abspritzen." Der druckvolle Dampfstrahl schade dem Lack nicht und entferne schon einen Großteil der Sandpartikel. Erst danach sollte in die Waschanlage gefahren werden. Keinesfalls vorher. "In der Waschanlage wird das Fahrzeug zwar vor der Einfahrt ebenfalls abgespritzt, das reicht aber bei Weitem nicht aus." Daher sollte Grundregel sein: "Erst mit dem Dampfstrahler gründlich reinigen und danach in die Waschanlage fahren." Präventiv sei hingegen wenig möglich. Zwar halte ein gut polierter Lack den Sand etwas besser fern und sorge dafür, dass er sich hinterher besser entfernen lasse, aber trotzdem bleibe die schnellstmögliche Reinigung hinterher immer das Wichtigste.
Saharastaub wirkt sich auch auf Photovoltaikanlagen aus
Auch Besitzer von Photovoltaikanlagen spüren den Staub. "An den Tagen, an denen der Saharastaub in der Luft ist, sinkt durch die verminderte Sonneneinstrahlung der Ertrag der Anlagen spürbar. Dramatisch ist das allerdings nicht", sagt Werner Haible, Energieberater aus Stadtbergen. Bei Anlagen mit einer Neigung von 45 Grad oder mehr, könne sich der Staub nicht gut absetzen und werde durch Regenfälle wieder abgewaschen. Bei Anlagen mit geringerer Neigung könne sich deutlich mehr Verschmutzung auf den Modulen sammeln. Dann könne es durchaus sinnvoll sein, diese zu reinigen. Allerdings nicht, genauso wie beim Autolack, mit Bürsten reinigen. Die PV-Module sollten nur mit Wasser abgespritzt werden. Dabei aber keine Dampfstrahler mit hohem Druck verwenden. Und wichtig: am besten in den kühlen Morgenstunden reinigen. Denn sind die Platten unter Tags aufgeheizt, könne kaltes Wasser die Module beschädigen.
Saharastaub-Ereignisse seien im Frühjahr oder Herbst nichts Außergewöhnliches, sagt Andreas Walter, Wetterexperte beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach. "Die Häufigkeit hat nicht zugenommen. Nur steht das Thema mittlerweile mehr im Fokus." Ob durch den Staub in der Luft mehr Gewitter entstehen würden, oder diese heftiger ausfallen, sei momentan noch nicht richtig erforscht. Zwar befänden sich durch den Staub mehr Kondensationskeime in der Luft, aber es lasse sich nicht sagen, ob Regenfälle dadurch heftiger werden. Auswirkungen auf die Gesundheit gebe es allerdings. Zwar sei an Tagen mit Saharastaub die UV-Einstrahlung geringer, aber es sei letztlich Feinstaub mit Partikelgrößen unter 2,5 Mikrometer. Diese könnten durchaus in die Lunge vordringen. "Asthmatiker oder sonstig vorbelastete Menschen sollten dann nicht unbedingt 20 Kilometer joggen gehen", sagt Walter. Toxisch sei der Staub aber nicht.
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