
Im Archiv: Robert Treffer pflegt das Gedächtnis unserer Zeitung


Seit 1981 kümmert sich Robert Treffer um das Archiv unseres Hauses. Dort findet man jede Seite seit 1945. Bald geht er in Rente - höchste Zeit für ein Gespräch.
Um mal eine Vorstellung zu gewinnen, wie darf man sich die Arbeit eines Zeitungsarchivars denn vorstellen?
Robert Treffer: Sehr schön, wenn man zu den Menschen gehört, die Lesen als Freude empfinden. Zu denen zähle ich natürlich. Seit 1981 arbeite ich hier als Archivar, seitdem hat sich die Arbeit aber extrem verändert. Früher haben wir Zeitungsseiten zerschnitten, die Artikel auch einzeln archiviert. Das alles läuft heute natürlich digital. Die Schränke von einst sind heute Datenbanken. Wobei wir auch immer noch Schränke haben. Der Kernpunkt der Arbeit ist aber nach wie vor derselbe: Ich helfe Redakteuren, aber auch Lesern bei der Suche nach Artikeln und Hintergrundberichten.
Nehmen wir mal an, nur so als Beispiel, ich würde jetzt gerne etwas zur Kanzlerkandidatur von Franz Josef Strauß erfahren, könnten Sie mich blind dahin führen?
Treffer: Aber natürlich. Gehen Sie durch die Türe hier, linke Seite, siebter Schrank.
Und wie steht es mit Bertolt Brecht?
Treffer: Den Gang entlang, rechte Seite, zweiter Schrank. Da finden Sie alles!

Lieben Sie eigentlich auch den Geruch von Zeitungen?
Treffer: Stellen Sie sich vor, ich täte es nicht. Um Himmels Willen. Aber die Zeitungen riechen mittlerweile ganz anders, das liegt an der veränderten Zusammensetzung der Farben. Und als wir noch mit Bleisatz druckten, war der Geruch noch ein anderer. Wobei: Was Sie jetzt hier riechen, das ist natürlich auch Staub.
Wie lagert man Zeitungen so, dass sie alt werden können?
Treffer: Das ist relativ einfach. Das Papier muss dunkel gelagert werden und es darf nicht feucht werden. Wenn das Milieu stimmt, hält so eine Zeitungsseite ewig.

Sie lagern hier alle Ausgaben dieser Zeitung seit 1945, außerdem Bilder, Hintergrundmaterial, Artikel ... Wie viel wiegt denn so ein Zeitungsleben ungefähr?
Treffer: Das kann ich Ihnen schon sagen – ungefähr 22 Tonnen.
Können Sie eigentlich sehr schnell lesen?
Treffer: Ich denke schon. Ich bin auf jeden Fall immer schneller geworden, vieles lese ich aber auch quer.
Werden Sie nostalgisch, wenn Sie die alten Zeitungen zur Hand nehmen?
Treffer: Ja, aber Nostalgie ist eine Alterssache. Das ist sozusagen ein Zeichen: Nächsten Monat gehe ich in Rente.
Ein Leben ohne Zeitungen …
Treffer:... aber nein, natürlich nicht, das könnte ich mir nicht vorstellen. Aber ein Exemplar reicht dann.
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