DFB ermittelt gegen Kölns Trainer Daum
Christoph Daum rastet aus: Nach der 0:1-Heimniederlage seines 1. FC Köln gegen die Aachener Alemannia bezichtigte der Trainer Schiedsrichter Florian Meyer der Spielmanipulation. Jetzt ermittelt der DFB gegen Daum.
Köln (dpa) - Vor dem Spiel gab es ein Küsschen für seinen Kollegen Guido Buchwald, nach der 0:1 (0:1)-Heimpleite gegen Alemannia Aachen redete sich Christoph Daum immer mehr in Wut.
Mit äußerlich kontrolliertem Zorn, aber innerlich brodelnd wie ein Vulkan kurz vor der Eruption bezichtigte der Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln Schiedsrichter Florian Meyer der massiven Beeinflussung. "Er meinte, das Spiel nicht leiten, sondern entscheiden zu müssen. Das hat mich in entsprechende Rage gebracht", schimpfte Daum. Es gehe ihm schon "ein bisschen an die Substanz", wahrscheinlich habe es sich um "menschliches Versagen" gehandelt, so der FC-Coach weiter, der damit den Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf den Plan rief.
Daums Erregung hatte ihren Grund im vermeintlichen Ausgleichstor durch Adil Chihi. Doch Meyer verweigerte dem Treffer (48. Minute) wegen einer angeblichen Abseitssituation die Anerkennung - was den Kölnern nicht zum ersten Mal widerfahren sei. "Das ist nicht nur diese Situation. Ich kann Ihnen mehrere Situationen zeigen, in denen wir bewusst benachteiligt wurden", wetterte Daum mit Blick auf die jüngere Vergangenheit. "Drei bis vier Mal", erläuterte FC-Manager Michael Meier, hätten sich Unparteiische in der Rückrunde 2006/2007 bei ihm für ähnliche Vorkommnisse entschuldigt. "Von Entschuldigungen kann man auf Dauer nicht leben", erboste sich Daum.
Die Anschuldigungen Daums hatten prompt ein Nachspiel. Schon nach der Partie vor 50 000 Zuschauern in der ausverkauften Kölner WM-Arena teilte DFB-Sprecher Harald Stenger mit, dass der Kontrollausschuss den FC-Trainer aufgefordert hat, "zeitnah" eine schriftliche Stellungnahme einzureichen. Vor den DSF-Kameras hatte Daum mehrfach geäußert, dass die Schiedsrichter in der vergangenen Saison "sieben oder acht Mal bewusst Fehlentscheidungen gegen den 1. FC Köln getroffen" hätten und der Schiedsrichter-Assistent am Montag ebenfalls bewusst gegen Köln entschieden habe, so der DFB.
"Der Linienrichter hatte freie Sicht und stand so gut, dass ich mir diese Entscheidung nicht erklären kann", ließ Daum wissen. Und klagte: "Ich möchte einfach, dass wir eine faire Behandlung haben." Der Trainer habe "das gute Recht", auf eine solche Behandlung zu pochen, fügte Meier hinzu. Daum gestand dem Referee zu, dass dieser "ein schwieriges Amt habe, ein Spiel zu leiten". Dennoch sei "zum x- ten Mal ein klares Tor des 1. FC Köln aberkannt worden. Der Ausgleich war ein völlig regulärer Treffer. Und dann bekommt das Spiel eine andere Geschichte." Daum wies aber darauf hin, er sei "nicht so blauäugig zu sagen, der Schiedsrichter war's". Die massive Schuldzuweisung blieb trotzdem bestehen.
Einen Tag später entschärfte Daum seine Kritik und zeigte Reue. "Mir ist nach der Fehlentscheidung des Schiedsrichters die Galle übergelaufen. Die Wortwahl war so nicht richtig, meine Reaktion war überzogen. Es war wohl auch unklug, es öffentlich zu machen", befand der Coach aus Sorge über Konsequenzen. "Das Ganze kann jetzt für uns auch ins Negative kippen. Ich möchte keinem Schiedsrichter unterstellen, dass er mit Absicht gegen uns pfeift", sagte er dem "Express".
Buchwald, mit dem Daum als Trainer 1992 beim VfB Stuttgart deutscher Meister war, sah die Szene anders: "So eindeutig war's nicht. Und die Kölner hatten danach 42, 43 Minuten Zeit, ein Tor zu erzielen. Von daher kann ich es nicht nachvollziehen, dass diese Situation Spiel entscheidend gewesen sein soll." Dem ehemaligen Kölner Marius Ebbers war in der 23. Minute nach einer wunderschönen Aachener Kombination (Buchwald: "Das war eine ganz tolle Sache.") das 1:0 für den Erstliga-Absteiger gelungen.
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