Auf dem Weg in die Bundesliga?
Sportlich haben die VPV Giants Nördlingen den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga (BBL) geschafft. Jetzt fehlt nur noch die Lizenz. Im AZ-Interview spricht der BBL-Geschäftsführer über die Chancen. Dazu gibts Autogrammkarten aller Spieler zum Download.
Drei Spieltage vor Saisonende in der zweiten Liga haben die VPV Giants Nördlingen den Aufstieg in die erste Basketball-Bundesliga (BBL) perfekt gemacht. Am Ziel sind sie damit jedoch noch nicht.
Derzeit kämpfen die Basketballer um die Lizenz für die Bundesliga. Unser Sportredakteur Peter Deininger sprach Jan Pommer (37), dem Geschäftsführer der BBL. Er prüft, ob Aufsteiger Nördlingen die Kriterien erfüllt.
Dazu gibt es Autogrammkarten aller Spieler zum Download. Jeden Tag eine mehr!
Die VPV Giants Nördlingen haben sich drei Spieltage vor Schluss in der zweiten Basketball-Liga Pro A für die Männer-Bundesliga qualifiziert. Freut sich die BBL auf Nördlingen?
Pommer: Wir nehmen in der Region eine große Begeisterung wahr. Die BBL hat eine Kombination von Städten verschiedener Größen. Da würde Nördlingen gut dazupassen.
Pommer: Wir brauchen eine gelungene Mischung. Der deutsche Vizemeister, die Artland Dragons, kommt aus einem Ort, der deutlich kleiner ist als Nördlingen. Die Größe der Stadt ist für die Basketball-Bundesliga also kein relevantes Kriterium. Die BBL hat grundsätzlich bei Aufsteigern Bedenken, weil wir wissen, dass es ein großer Kraftakt ist, sich von der Pro A in die Bundesliga zu bewegen. Dort gibt es deutlich höhere Standards. Das ist in der kurzen Zeit, die zur Verfügung steht, nur sehr schwer zu leisten.
Nördlingen hat seine Lizensierungsunterlagen im März eingereicht...
Pommer: Sie werden jetzt geprüft, einmal von der sportlich-technischen Seite, einmal von der wirtschaftlichen Seite. Da sitzen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sowie die BBL-Geschäftsführung zusammen. Das ist ein Prozess, der bei potenziellen Aufsteigern besonders nachhaltig abläuft, weil wir ja keine Vorerfahrungen haben.
Was könnte für Nördlingen der Knackpunkt sein?
Pommer: Man wird noch einmal nachlegen müssen, was den Ausbau der Halle angeht. Im Moment ist sie noch nicht BBL-tauglich, aber sie soll es offenbar werden. Da brauchen wir belastbarere Beläge. Dreh-und Angelpunkt der Nördlinger Bewerbung ist aber die Frage, ob es gelingt, den Mindestetat von einer Million Euro zusammenzustellen.
Entsprechende Zahlen müssen doch mit dem Antrag eingereicht worden sein...
Pommer: Das ist eine Prognoseberechnung auf Grundlage der aktuellen Situation und von Erfahrungswerten. Unser Gutachterausschuss prüft zum Beispiel, ob die geplanten Ticketeinnahmen realistisch sind. Wenn der Betrag erheblich positiv davon abweicht, was andere Aufsteiger erreichen konnten, wird man sicher noch einmal nachfragen.
Wie sieht der zeitlicher Rahmen aus?
Pommer: Wir wollen das Verfahren bis Ende April abschließen, dann wird der Lizensierungsausschuss entscheiden, wer die Lizenzen erhält. Ich habe ein Interview gelesen, in dem der Nördlinger Basketball-Abteilungsleiter ankündigt, dass sich der Verein bis 30. Juni entscheiden will, ob er teilnimmt oder nicht. Das ist aus BBL-Sicht hochproblematisch. Wenn jemand einen Lizenzantrag einreicht, dann sollte er im Falle eines positiven Bescheids auch festen Willens sein mitzuspielen. Wir wollen Anfang Mai wissen, was Sache ist. Ich möchte die Nördlinger sehr ermuntern, ein sportlicheres Zeitkorsett zu schnüren.
Was passiert, wenn Nördlingen nicht zugelassen wird?
Pommer: Dann würde dieser Platz frei, und wir würden ein Wild-Card-Verfahren durchführen.
Da Cuxhaven bereits auf sein Aufstiegsrecht verzichtet hat, wären dann zwei Plätze zu vergeben...
Pommer: Grundsätzlich kann sich dafür jeder bei der BBL bewerben.
Es muss keinerlei sportliche Qualifikation vorliegen?
Pommer: Nein. Wenn ein Herr Hopp in Mannheim sagen würde, außer Fußball, Eishockey und Golf interessiert mich nun auch Basketball, könnte er sich bewerben.
Wer kommt für die Wild Card konkret in Frage?
Pommer: Grundsätzlich zunächst all diejenigen, denen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit attestiert wird, aber die sportliche Qualifikation fehlt, also die BBL-Absteiger.
Was passiert mit Bayer Leverkusen, dessen Hauptsponsor sich zurückzieht?
Pommer: Dort ist ein Umzug nach Düsseldorf geplant. So ein Standortwechsel ist möglich und wird von uns auch begrüßt, weil der Rekordmeister weiter in der Bundesliga spielen kann, ohne seine Wurzeln abzuschlagen. Von Leverkusen nach Düsseldorf sind es nur 30 Kilometer.
Hat sich das Konzept mit zwei bundesweiten zweiten Ligen bewährt?
Pommer: Wir richten unser Augenmerk mehr auf die Pro A, weil wir uns von dort die Blutauffrischung versprechen, die für die BBL wichtig ist. Der sportliche Wettbewerb war sehr spannend. Wirtschaftlich hat sich die Lage auch verbessert.
Die Diskussion ist geschlossen.