Der VfB Stuttgart steht vor dem schweren zweiten Jahr
Vor Saisonstart stellen wir alle Bundesligaklubs und ihre Aussichten vor. Der VfB Stuttgart hat sich nach dem Wiederaufstieg problemlos in der Liga gehalten. Nun aber warten Probleme.
Der VfB Stuttgart hat nach dem direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga eine fulminante Saison hingelegt. Platz neun nach 34 Spieltagen, mit dem Abstieg hatte die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo nie etwas zu tun. Und das trotz der Tatsache, dass es außerhalb der Mannschaft im Verein jede Menge Unruhe gab. Die Auseinandersetzung zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger und dem Präsidenten Claus Vogt und die Datenaffäre lähmte wochenlang die Geschäftsstelle, aber Matarazzo und Sportdirektor Sven Mislintat gelang es, diese Auseinandersetzungen vom Team fernzuhalten. Vor der neuen Saison sagt der erfolgreiche Sportdirektor: „Saisonziel ist der Klassenerhalt.“
Das zweite Jahr ist immer das schwerste, oder?
Eine Binsenweisheit inzwischen, aber im Profifußball mit einer Menge Realitätssinn. Gar nicht so lange her, da träumte man beim VfB schon wieder von einer glorreichen Zukunft, man habe mit dem Abstieg nichts mehr zu tun, tönte damals Sportvorstand Michael Reschke. Und fand sich am Ende wieder in der 2. Bundesliga. Mislintat wird nicht müde, auf diesem Umstand hinzuweisen. „Als gebrandmarktes Kind im zweiten Jahr und dem Abstieg nach einem guten ersten Jahr ist der Klassenerhalt das Ziel. Am liebsten mit schnellen 40 Punkten.“ Der VfB scheint trotz Personalverlusten und coronabedingten finanziellen Einbußen weiter ausreichend gut aufgestellt. Mislintat setzt den Verjüngungsprozess des Kaders unbeeindruckt fort.
Schlimm, dass in der Kasse des VfB Stuttgart über 50 Millionen Euro fehlen?
Wäre unter Präsident Wolfgang Dietrich die dringend notwendige Ausgliederung der Profiabteilung des VfB Stuttgart nicht gelungen, die Lage wäre vermutlich dramatisch. 56 Millionen Euro fehlen durch die Corona-Krise in der Kasse. Große Sprünge sind in diesen Zeiten nicht zu machen. Und neues Personal kann nur dann verpflichtet werden, wenn aktuelles Personal verkauft werden kann. Argentiniens Nationalspieler Nicolás Gonzáles ist zum AC Florenz abgewandert und unterschrieb einen Fünfjahresvertrag bis 2026. Die Ablösesumme soll bei 23 Millionen Euro liegen, Torhüter Gregor Kobel hat bei Borussia Dortmund ebenfalls einen Vertrag bis 2026 unterschrieben. Dem Vernehmen nach zahlte die Borussia eine Ablösesumme von 15 Millionen Euro, Kobel allerdings war ein wesentlicher Faktor beim VfB Stuttgart – wie auch Gonzalo Castro. Der Routinier erhielt keinen neuen Vertrag.
Hat der Wirbel um die Identität von Silas Folgen für den VfB Stuttgart?
Nach dem Wirbel um seine Identität winkt Stürmer Silas Katompa Mvumpa, 22, eine vorzeitige Vertragsverlängerung, der Angreifer spielte bisher unter falschem Namen Silas Wamangituka, dem Namen seines Vaters. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes belegte Silas Katompa Mvumpa, so heißt der junge Mann korrekt, mit einer dreimonatigen Sperre und einer Geldstrafe in Höhe von 30.000 Euro. „Wir haben das Urteil akzeptiert“, sagt Thomas Hitzlsperger. Silas wurde offenbar Opfer von Machenschaften seines ehemaligen Spielervermittlers. Dieser habe seine Identitätsangaben geändert. „Wir prüfen rechtliche Schritte“, sagte Hitzlsperger. Silas war bis zu seinem Kreuzbandriss neben Sasa Kalajdzic erfolgreichster Angreifer des VfB.
Welche Chancen hat der VfB Stuttgart?
Schwer zu sagen. Mit der Verpflichtung des talentierten Mainzers Florian Müller hat der Klub zumindest die nach dem Transfer von Gregor Kobel zu Borussia Dortmund noch offene Planstelle im Tor besetzt. Der 23 Jahre alte frühere Junioren-Nationalspieler unterschrieb einen Vertrag bis 30. Juni 2025 und verabschiedete sich mit der deutschen Olympiamannschaft Richtung Tokio. In der Abwehr ist die Zukunft von Marc-Oliver Kempf weiter offen, eine Vertragsverlängerung für nur ein Jahr lehnte der Verteidiger ab. Um den österreichischen Nationalspieler Sasa Kalajdzic buhlt der AC Mailand, beide Abgänge wären nur schwer zu kompensieren. Der Etat schrumpft, der zweite Investor neben Daimler ist noch nicht gefunden, zumindest ist die Liquidität durch den 25-Millionen-Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gesichert.
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