Jentzschs Fingerzeig
FCA Torhüter Simon Jentzsch verkörpert die Tugenden des Aufsteigers: Leidenschaft und Wille. Ob er am Dienstag im Pokal spielen kann, ist offen.
Als seine Kollegen vom FC Augsburg am späten Freitagabend schon längst beim Duschen waren, stand Simon Jentzsch (35) immer noch geduldig Rede und Antwort. Fragen an den Torhüter des FC Augsburg gab es genug. Denn er stoppte beim 1:1 (0:0) gegen Werder Bremen den Sturmlauf der Gäste in Halbzeit zwei fast im Alleingang – und das mit einem angebrochenen Ringfinger. Ärzte und Physiotherapeuten hatten während der Woche Überstunden geleistet. Am Ende hielt Jentzsch mit einer schmerzstillenden Spritze durch.
Und wie. Er vereitelte ohne Spezialhandschuh („Ich entschied mich kurz vor dem Anpfiff dagegen.“) ein halbes Dutzend Großchancen. Nur beim 1:1-Ausgleich durch Claudio Pizarro (68.) war Jentzsch machtlos. Er verkörpert derzeit die Tugenden, die der Aufsteiger bieten kann, um in der Bundesliga zu bestehen: Kampf, Leidenschaft und den Willen, über die eigene Grenze zu gehen. Jentzsch sagt: „Bundesliga muss für uns Emotion pur sein.“
Schwarz als Glücksfarbe
Nach dem ersten Saisonsieg scheinen nun auch seine Kollegen dieses Erfolgsrezept verinnerlicht zu haben. Zudem hatte der FCA die schwarzen Auswärtstrikots, mit denen er im Pokal in Oberhausen und in Mainz gewonnen hatte, als Glücksbringer getragen.
So motiviert glichen die Gastgeber über eine Stunde lang ihre individuellen Defizite gegenüber der Bremer Startruppe durch viel Einsatz aus. Nach dem 1:0 durch Axel Bellinghausen (49.) träumten die FCA-Fans in der ausverkauften SGL-Arena sogar vom ersten Bundesliga-Heimsieg. Spätestens nach dem Ausgleich wurde der Unterschied zwischen Spitzenteam und Abstiegskandidat aber deutlich.
Die Beine der FCA-Spieler wurden im zehnten Spiel immer schwerer. Ein Indiz: Torschütze Bellinghausen musste mit einer Oberschenkelverhärtung raus. Und während Bremen durch die Auswechslungen zulegte, erreichten die FCA-Ergänzungsspieler das Niveau ihrer Vorgänger nicht.
So wurde es nichts aus dem Geburtstagssieg für den abwesenden FCA-Chef Walther Seinsch (er feierte seinen 70. nicht im Stadion). Am Ende war man beim FCA aber mit einem Punkt hochzufrieden. Zeit zur Erholung gibt es keine. Morgen (19 Uhr) geht es im DFB-Pokal zu RB Leipzig. Ob Jentzsch spielt, entscheidet sich frühestens heute. Er will aber unbedingt. (ötz)
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