Markus Weinzierl stellt sich vor seine Spieler
Marwin Hitz und Mitspieler können sich nicht erklären, warum sich in Mainz die Defensivfehler derart häuften. Markus Weinzierl hielt sich mit öffentlicher Kritik an Spielern zurück.
Im Hintergrund lärmten die Mainzer Anhänger auf den Rängen, feierten stimmgewaltig ihre Spieler und Trainer Martin Schmidt, ein bisschen auch sich selbst. Von der Leichtigkeit des Erfolgs getragen nehmen die Europa-League-Hoffnungen des FSV Mainz 05 Konturen an. Ein Jahr ist es her, da befanden sich Torwart Marwin Hitz und der FC Augsburg in ähnlicher Situation. Jetzt geht es gegen den Abstieg, und die Begegnung in Mainz verdeutlichte, wie gegenteilig sich dies auf die Psyche auswirken kann. Dem nervlichen Druck, der auf ihnen lastete, waren die Bundesliga-Fußballer des FCA im ersten der sieben Endspiele nicht gewachsen. Diesen Eindruck vermittelten sie zumindest. „Das müssen wir aus den Köpfen rausbringen. Das wird sicher nicht leicht, aber dafür werden wir bezahlt“, betonte Hitz.
Mantramäßig hatten die Augsburger vor der Begegnung in Mainz vorgetragen, zu wissen, wie ernst die Lage sei. Hatten betont, dass sie Profis seien, und ihre Stärken hervorgehoben. Messen lassen müssen sie sich letztlich am Ergebnis und an der Art und Weise, wie sie auftraten. Hitz wirkte ratlos nach dem 2:4, das noch infernaler hätte ausfallen können. „Wir haben viele Konterchancen zugelassen, obwohl wir wussten, wie stark die Mainzer im Konter sind“, erläuterte Hitz.
Der Schweizer Nationaltorhüter musste sich alleingelassen vorkommen, weil seine Vorderleute die Basisarbeit des Verteidigens nicht verrichteten. Viererkette und defensivem Mittelfeld gelang es in keiner Phase des Spiels, zu einem stabilen Block zusammenzuwachsen. Stattdessen Löcher und Räume allenthalben. Trainer Weinzierl tigerte schon während der ersten Hälfte nachdenklich durch seine Coachingzone, hämmerte mit der Faust gegen die Überdachung der Ersatzbank. Nach dem Spiel wirkte er ernüchtert, als er den Interviewmarathon der Medien über sich ergehen ließ.
Weinzierl will keinen Spieler an den Pranger stellen
Mit dem Erfolgsrezept, das gegen Ende der Vorrunde Punkte bewirkte, wollte der Trainer die Wende im Abstiegskampf herbeiführen. Womit er nicht rechnen konnte, waren die gehäuften Fehler seiner Spieler. Trotz dieser bitteren Erkenntnisse verließ Weinzierl seine Linie nicht, stellte sich öffentlich vor seine Spieler. „Ich sage keine Namen und stelle irgendeinen Spieler an den Pranger.“ Seine Kritik verpackte er stattdessen: Individuell könne man das definitiv besser verteidigen, beschrieb er die vier Gegentreffer. Man werde die Dinge deutlich ansprechen müssen.
Weinzierl vermied es, verbal auf seine Spieler einzuprügeln, demonstrierte jene Geschlossenheit, die seine Spieler auf dem Rasen vermissen ließen. Mit Tempo hatten die Mainzer die zerklüfteten Mannschaftsteile des FCA durchkreuzt. Für Mittelfeldspieler Ja-Cheol Koo, der sehenswert vor der Pause ausgeglichen hatte, ein Rätsel. Ungläubig fasste er sich mit der Hand an den Hinterkopf, ehe er sagte: „Wir haben dem Gegner so viele Eins-gegen-eins-Situationen ermöglicht. Ich habe keine Erklärung dafür.“ Einzelkritik: Die Abwehrkette wird zur Fehlerkette
Stefan Reuter, dem Geschäftsführer Sport, blieb nichts anderes übrig, als möglichst positives Gedankengut zu verbreiten. Es gebe immer wieder mal Rückschläge, meinte er und verglich den Kampf gegen den Abstieg mit einem Marathon, bei dem es Höhen und Tiefen gebe. Reuter: „Du musst von der Mannschaft überzeugt bleiben. Sie hat bewiesen, dass sie gegen eine solche Situation ankämpfen kann.“
Diesen Beweis muss sie am Samstag beim ebenfalls abstiegsbedrohten SV Werder Bremen erbringen. Beim 2:3 in Dortmund hinterließ die Elf von Trainer Viktor Skripnik einen weitaus stabileren Eindruck als der FCA in Mainz. Für Reuter kein Kriterium. „Wir werden uns nicht vom Weg abbringen lassen.“
Die Diskussion ist geschlossen.