Köln-Kapitän Özat bricht bewusstlos zusammen
Aufsteiger 1. FC Köln hat den ersten Sieg in der Fußball-Bundesliga seit dem 13. Mai 2006 gefeiert. Doch der Erfolg geriet zur Nebensache. Kapitän Ümit Özat war plötzlich bewusstlos zusammengebrochen. Trainer Daum und Gäste-Keeper Faryd Mondragon hatten Tränen in den Augen.
Karlsruhe (dpa) - In solchen Schreckmomenten rückt der Fußball in den Hintergrund. Der Zusammenbruch von Kölns Kapitän Ümit Özat beim 2:0 (0:0)-Erfolg der Rheinländer beim Karlsruher SC lief am Ende glimpflich ab - doch er versetzte Spielern, Trainern und Zuschauern einen Schock. Inzwischen können alle wieder durchatmen.
Der 31 Jahre alte Özat ist auf dem Weg der Besserung. Nachdem er die Nacht in einem Karlsruher Krankenhaus verbrachte, reiste er nach einer abschließenden Untersuchung bereits am Samstag zurück nach Köln. Wahrscheinlich habe der Türke einen Kreislaufkollaps erlitten, teilte der FC auf seiner Internetseite mit. "Es könnte sein, dass Ümit zu wenig gegessen oder getrunken hat", sagte Mannschaftsarzt Paul Klein.
Özats Zustand sei stabil. In Köln soll er dennoch weiter medizinisch betreut und untersucht werden. Wie lange der frühere türkische Nationalspieler ausfallen wird, bleibt unklar. Özat wolle so schnell wie möglich wieder Fußball spielen. "Wir setzen ihm aber kein Zeitlimit", sagte ein FC-Sprecher.
Rückblick: Abwehrspieler Özat taumelt, sackt in der 27. Spielminute ohne Einwirkung eines Gegenspielers bewusstlos zusammen. Spieler gestikulieren panisch, Ärzte und Sanitäter eilen hektisch herbei, den 29_308 Zuschauern stockt der Atem. Stille im Wildparkstadion. "Er lag völlig leblos am Boden. Der Puls kam nur ganz kurz, dann war er wieder weg", schildert KSC-Mannschaftsarzt Marcus Schweizer. Der Türke befindet sich vorübergehend in einem lebensbedrohlichen Zustand, Wiederbelebungsmaßnahmen werden angewendet.
Trainer Christoph Daum stehen Tränen in den Augen, der kolumbianische FC-Torwart Fary Mondragon weint hemmungslos. "Sein Gesicht, seine Augen haben mich das Schlimmste befürchten lassen", erklärte der Keeper anschließend. Es folgen bange Minuten, bis der Stadionsprecher Entwarnung gibt und das Spiel fortgesetzt wird. Der Zwischenfall weckt Erinnerungen an die plötzlichen Herztode von Mariano Puerta (FC Sevilla) und den Kameruner Nationalspieler Marc-Vievien Foé.
Vor dem Mikrofon zögert Daum, schluckt und spricht dann mit ruhiger gefasster Stimme: "Hier geht es auch um Menschen, hier geht es nicht nur um Punkte und Siege." Der Kollaps von Özat nimmt den 54-Jährigen sichtlich mit. "Er bezeichnet mich immer wieder als seinen Vater", beschreibt Daum sein Verhältnis zu seinem Spieler, den er schon zwei Jahre bei Fenerbahce Istanbul trainierte. Noch am späten Freitagabend besuchte Daum ihn im Städtischen Klinikum in Karlsruhe. "Im Krankenhaus habe ich wieder den Kämpfer Ümit gesehen, der am liebsten aus dem Bett springen möchte und zurück aufs Spielfeld will. Er war mehr bei seinem FC als bei seinem Gesundheitszustand."
Zuvor kämpften Özats Mitspieler für ihren Kapitän. "Das hat uns noch ein bisschen mehr Kraft gegeben", sagte Milivoje Novakovic. Der slowenische Torjäger mit seinem dritten Saisontreffer (72.) und der Rumäne Sergiu Radu (84.) sicherten dem Aufsteiger den ersten Saisonsieg und den ersten "Dreier" in der Bundesliga seit dem 13. Mai 2006.
KSC-Trainer Edmund Becker wirkte nach dem schwachen Auftritt seiner Mannschaft, die sich viele Fehlpässe leistete, unzufrieden und ratlos: "Man sollte von unserer Seite aus nicht so viel in den Zwischenfall hineininterpretieren. Wir waren auch davor nicht präsent", sagte der 52-Jährige nach der zweiten Saisonpleite der Badener.
Die Diskussion ist geschlossen.