„Das vergesse ich mein Leben lang nicht“
Marco Sturm über die deutsche Eishockey-Sensation und das verlorene Finale
Sie haben unmittelbar nach dem Spielschluss, nach dem 3:4 gegen Russland in der Verlängerung, die Mannschaft um sich versammelt. Was haben Sie den Spielern gesagt?
Die Enttäuschung war natürlich sehr groß. Es ist hart, wir waren nah dran. Aber die Jungs sollen nicht vergessen, sie nehmen Silber mit heim. Ich denke, spätestens morgen, wenn sie mit Silber aufwachen, werden sie sich freuen.
Das Turnier hat mit einer 2:5-Niederlage gegen Finnland begonnen. Was ist danach auf der Reise ins Finale passiert?
Das Turnier ist danach optimal verlaufen. Nicht mal wir haben es so erwartet, dass wir am Ende im Finale stehen. Normalerweise wären wir beim Endspiel auf der Couch vor dem Fernseher in Deutschland gesessen. Aber wir sind hier und ich muss ein Riesenlob an meine Jungs aussprechen, die immer besser geworden sind, jeden Tag, jedes Spiel. Wir waren auch im Endspiel eigentlich die bessere Mannschaft.
Einige Spieler auf dem Eis haben geweint. Wie sieht es in Ihnen aus?
Heute besser als nach dem letzten Spiel (Halbfinale mit einem 4:3-Sieg gegen Kanada, Anm. d. Red.). Da ging es um Medaillen. Das war für mich ein unglaubliches Erlebnis. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Heute war es einfach bitter. Wir waren am Drücker und dem Sieg sehr nahe, aber leider hat es nicht gereicht.
55 Sekunden vor Schluss schoss Gusew den Ausgleich zum 3:3. Hätte man da etwas anders machen müssen?
Ach, im Nachhinein kann man immer sagen, das oder das hätte man anders machen müssen. Aber da macht man sich kaputt. Die Erfahrung habe ich, dass ich mir sage: Genieße es lieber.
Was kann die Silbermedaille für die Sportart Eishockey in Deutschland auslösen?
Ich hoffe viel. Wir haben einiges miterlebt, wie die Stimmung zu Hause war. Der Dank geht auch an unsere deutschen Fans. Wir haben heute alles versucht. Die Posts, Zeitungsartikel und Nachrichten, die wir bekommen haben, haben uns wirklich noch mal einen Schub gegeben. Wir sind nicht nur als eine Mannschaft zusammengewachsen, ganz Deutschland ist zusammengewachsen. Das werden wir als Team nie vergessen.
Den Spielern bleibt nicht viel Zeit zum Feiern, am Mittwoch stehen die nächsten Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga an. Wie geht es für Sie weiter?
Jetzt werde ich mich zurücklehnen und den Jungs von der Couch aus zuschauen. Leider müssen die Spieler gleich wieder ran. Aber wenn man Silber trägt, dann ist das in Ordnung. Es warten jetzt doch ein paar harte Spiele.
Auf den Sonntag in Gangneung wird man lange zurückblicken.
Absolut. Man hat es ja selbst miterlebt, die Bronzemedaille von 1976 war lange präsent. Aber ich denke, mit unserer Gruppe wird das genauso lang dauern.
Kann die deutsche Nationalmannschaft jetzt mit einer anderen Mentalität in große Turniere gehen?
Wir können mit einem größeren Selbstvertrauen an die Aufgaben gehen. Aber man muss auch auf dem Teppich bleiben. Jedes Spiel, jedes Turnier fängt wieder bei null an. Von daher wird es für uns nicht leichter. Interview: Milan Sako
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