Schwanitz muss sich mit Silber trösten
Die hohe Favoritin verliert im letzten Versuch den EM-Titel an die Polin Guba
Sie ist das, was man eine sichere Bank nennt beim Deutschen Leichtathletik-Verband. Die Kugelstoßerin Christina Schwanitz war als haushohe Favoritin zur Europameisterschaft nach Berlin angereist. Ihr dritter EM-Titel schien manchem nur noch Formsache. Im Sport aber ist nichts selbstverständlich. Gestern Abend war die Polin Paulina Guba besser und gewann Gold. Schwanitz hatte zwar bis zum vorletzten Versuch geführt, konnte dann aber nicht mehr kontern, als Guba ihrerseits 19,33 Meter vorlegte. Das bedeutete Silber für Schwanitz.
Gleich deren erster Versuch war der beste. Nach 19,19 Metern landete die Kugel im gepflegten Rasen des Olympiastadions. Schwanitz war die Enttäuschung anzusehen, als sie mit einer Deutschlandfahne über den Schultern tapfer in die Kameras lächelte und eine Mini-Ehrenrunde drehte. „Es hat Spaß gemacht“, rief sie den 37000 Zuschauern im weiten Rund über die Stadionlautsprecher zu. „Leider hat es nicht ganz gereicht. Das nächste Mal wieder“, kündigte sie unter dem Jubel der Menschen an. In der Mixed-Zone fügte sie noch hinzu, dass es schon ärgerlich sei zu wissen, locker einen Dreiviertelmeter weiter werfen zu können. „Heute war ich aber zu langsam im Ring.“
Die Enttäuschung ist nachvollziehbar, denn auch die Vorleistungen in der Saison hatten von der 32-Jährigen aus dem Erzgebirge Großes erwarten lassen. Während andere unter derartigem Erwartungsdruck in die Knie gehen, blühte Schwanitz regelrecht auf. „Ich war schon 2009 bei der WM hier in Berlin dabei. Damals war noch alles neu für mich“, sagte sie. Damals mogelte sich Schwanitz gerade so ins Finale, mehr als Platz zwölf war am Ende (noch) nicht drin.
Seitdem hat sich einiges getan. Aus dem staunenden Neuling ist eine Weltklasse-Kugelstoßerin geworden. Daran hat auch die Geburt ihrer Zwillinge vor etwas mehr als einem Jahr nichts geändert. Auch ein Schleudertrauma aufgrund eines Auffahrunfalls wenige Wochen vor der EM bekam sie rechtzeitig in den Griff.
Nur die Polin Guba bekam sie gestern nicht mehr in den Griff. Minutenlang saß Schwanitz nach Ende ihres Wettkampfs allein auf einer Bank, die schwarz-rot-goldene Fahne hing verloren über den Schultern.
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